(K)ein böses Erwachen

Endlich Aufträge! Die Baubranche jubelt. Schade nur, dass viele Firmen in den vergangenen "dürren" Jahren personell so schlank geworden oder ganz vom Markt verschwunden sind. Die Überlebenden können sich nun vor Aufträgen nicht mehr retten.

Stress bringt das nicht nur für die Firmeninhaber. Auch die Bauherren, die sich darauf verlassen hatten, dass Bau- und Sanierungsprojekte im üblichen Zeitrahmen umgesetzt würden, kommen in arge Bedrängnis. Zum einen ist es die bevorstehende Erhöhung der Mehrwertsteuer zum Jahreswechsel, die dazu motiviert, Bauprojekte nicht mehr auf die lange Bank zu schieben. Die massive Werbung für die Fördermöglichkeiten durch die Kreditanstalt für Wiederaufbau und die positive Konjunktur-Grundstimmung stärken ebenfalls die Entscheidungskraft der Bauherren. Besonders viel Unterstützung vom Staat gibt es für Sanierungsmaßnahmen, die zu weniger Energieverbrauch, sprich deutlich geringeren Heizkosten führen. Und da kommt die Dämmstoff-Industrie ins Spiel, die derzeit den Bedarf kaum decken kann. Dass die Baustoff-Knappheit von ihr zum Teil bewusst toleriert wird, um die Preise in die Höhe zu treiben, kann vermutet werden. Allerdings gibt es auch Argumente gegen diesen bösen Verdacht: So wurde angesichts der Flaute auf dem Baumarkt in den vergangenen Jahren auch bei den Herstellern von Dämm-Material die Produktions-Kapazität heruntergefahren, inklusive Personalabbau. Hinzu kommt, dass die Lagermöglichkeiten für gerade diese nun heiß begehrten Materialien begrenzt sind. 200 Quadratmeter Styroporplatten mit einer Stärke von 14 Zentimetern nehmen mächtig viel Lagerraum ein, und das reicht nur für die Dämmung eines kleinen Hauses. Wer sein Bauprojekt also in diesen Wochen starten will, sollte Geduld mitbringen und gewisse Zeitverzögerungen einplanen. Vor allem aber sollte der Bauherr mit der von ihm beauftragten Firma genaue Absprachen über den Preis treffen. Nur dann bleibt ihm bei längeren Lieferschwierigkeiten eine unvorhergesehene Preiserhöhung und die höhere Mehrwertsteuer sicher erspart. r.neubert@volksfreund.de

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