Kalt und hart

BERLIN. Das Wort ist in aller Munde, doch schön ist es nicht: "Hartz IV". Die Bundesregierung versucht nun verzweifelt, den Begriff so gut es geht, zu umgehen.

Seit ein paar Tagen versucht das Spitzenpersonal der rot-grünen Koalition, den Begriff "Hartz IV" tunlichst zu vermeiden. SPD-Chef Franz Müntefering meinte Anfang der Woche, er wolle diesen Ausdruck nicht mehr verwenden, weil er nichts zum Inhalt der großen Sozialreform sage und eher zu Missverständnissen führe. Auch Bundeskanzler Gerhard Schröder geht in jüngster Zeit sparsam mit dem Namen seines Freundes Peter Hartz um, der sich als Kurzbegriff für insgesamt vier Gesetze über "moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" eingebürgert hat. Allerdings lässt sich der Begriff "Hartz IV", der in Kreisen seiner Kritiker als Chiffre für Sozialabbau verstanden wird, nicht einfach tilgen. "Ich mache mir da keine Illusionen", sagte Regierungssprecher Bela Anda in Berlin. Man werde wohl nicht umhin kommen, den Begriff auch weiterhin zu verwenden, da er nun mal in die Debatte eingeführt sei. Gleichwohl sei der Begriff "kalt", zudem klinge er "schon lautmalerisch durchaus hart und technokratisch", sagte Anda.Keine offizielle Vereinbarung

Nach Aussagen des Regierungssprechers gibt es aber keine Vereinbarung, den Begriff grundsätzlich nicht mehr zu verwenden. Das wäre wohl auch problematisch, sind kürzlich doch erst großformatige Anzeigen in vielen Tageszeitungen geschaltet worden mit der Überschrift "Betrifft: Hartz IV". Auch in neuen Anzeigen in ostdeutschen Regionalzeitungen werde dieser "negativ besetzte Begriff" wohl nicht ganz zu vermeiden sein. Man werde aber deutlich machen, dass es bei den Reformen um die Beseitigung der Langzeitarbeitslosigkeit gehe und um die "Kultur des Förderns und Forderns", sagte Anda.

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