Kammern entsetzt über Chaos am Hahn

Mainz/Trier · Die Industrie- und Handelskammern sind besorgt über die jüngsten Entwicklungen am Flughafen Hahn. "Das ist für die Wirtschaft und die Region ein Trauerspiel", sagt der Trierer IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer.

Ermittlungen der Staatsanwaltschaft, Diskussionen über den umstrittenen Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage: "Wer sagt derzeit eigentlich noch etwas Gutes über den Flughafen?", fragt der Trierer IHK-Hauptgeschäftsführer Jan Glockauer. Die Antwort liefert er gleich selbst: "Niemand." Das sei "sehr besorgniserregend", kritisiert der Kammervertreter.
Glockauer erinnert an die drei entscheidenden Ansatzpunkte, um dem flügellahmen Hahn zum Höhenflug zu verhelfen: Kosten reduzieren, Erträge erwirtschaften und neue Geschäftsfelder erschließen, durch eine gute Öffentlichkeitsarbeit ein positives Image aufbauen und damit Investoren anlocken. Doch Erfolge seien nicht zu sehen. Glockauer findet deutliche Worte: "Es ist dramatisch, wie der Neustart zum Rohrkrepierer geworden ist."
Der IHK-Chef zeigt auf, dass sich alle Beteiligten im Ziel einig seien. Leider aber nicht über den Weg. "Man muss sich dringend verständigen, wie man das macht und wie alle an einem Strang ziehen." Die Kammern hätten keine politische Brille auf - deshalb könne man auch sagen, "dass wir jenseits aller Wahltermine und der notwendigen Oppositionsarbeit in Mainz auch von der CDU konstruktive Beiträge vermissen". Dass die regierende SPD noch mit dem Trauma Nürburgring beschäftigt sei und dass es am Hahn Altlasten eines überwiegend staatlichen Betriebes gebe, sei ebenfalls nicht hilfreich.
Die Kammern bemühen sich ihrerseits, den Flughafen zu unterstützen. Am 5. Juni tagen die Verkehrsausschüsse der IHK Trier und Koblenz am Hahn.Lockruf für Logistiker


Dann soll unter anderem darüber diskutiert werden, wie man interessierte Unternehmen, insbesondere Logistiker, in den Hunsrück locken kann.
Unterdessen teilte Hahn-Aufsichtsratschef Salvatore Barbaro auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds mit, dass die Sondersitzung des Aufsichtsrates auf den 7. Mai terminiert worden ist. Dann soll Geschäftsführer Heinz Rethage zu den Vorwürfen gegen ihn (der TV berichtete) Stellung beziehen.
Unter anderem ermittelt die Staatsanwaltschaft Bad Kreuznach wegen des Verdachts der Bespitzelung des Betriebsrates gegen Rethage. Außerdem wird der Aufsichtsrat das Vertragswerk mit der für die Passagierabfertigung zuständigen Firma SSD noch einmal beleuchten.
Die Forderung von CDU-Chefin Julia Klöckner, er solle den Vorsitz des Aufsichtsrates abgeben, weil er ein SPD-Parteibuch habe, kommentiert Barbaro so: "Seit vorgestern ist die hessische Finanzstaatssekretärin Bernadette Weylandt offiziell Mitglied des Aufsichtsrates. Ich gehe davon aus, dass Frau Klöckner wegen des CDU-Parteibuchs von Frau Weylandt keinen Zweifel an deren Objektivität hat."Extra

Der entlassene Prokurist des Flughafens Hahn, Stefan Maxeiner, und sein Ex-Arbeitgeber sehen sich vor Gericht wieder, nachdem Vergleichsverhandlungen gescheitert sind. Laut Arbeitsgericht in Bad Kreuznach ist nun am 5. Juni ein Verhandlungstermin angesetzt. Pikant an der Sache: Hahn-Geschäftsführer Heinz Rethage hatte Maxeiner wegen der Nutzung eines Betriebsfahrzeuges gekündigt - während er selbst auf dem Dach seines Dienstwagens in der Hahn-Werkstatt einen Fahrradträger für den Urlaub installieren ließ. dpa/red

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