Kanzler für 20 Minuten

Die Kanzlerin hat Urlaub, und nun muss Guido Westerwelle seinen Pflichten als ihr Vertreter nachkommen. Gestern hat der FDP-Chef zum ersten Mal eine Sitzung des Kabinetts geleitet.

Berlin. (has) Es ist ein besonderes Ereignis im Leben des Guido W.: Morgens trifft er sich mit Kanzleramtschef Ronald Pofalla, um die Kabinettsmappe durchzusehen und die Haltung der Bundesregierung zu "synchronisieren". Um halb zehn eröffnet Guido Westerwelle die Sitzung des Kabinetts im Kanzleramt "mit freundlichsten Grüßen der Bundeskanzlerin an diejenigen, die arbeiten müssen".

Angela Merkel und der Rest der 16-köpfigen Riege urlauben, Staatssekretäre vertreten die abwesenden Minister. 20 Minuten dauert die Sitzung nur, Westerwelles Grinsen danach verrät aber, dass es ein schönes und aufregendes Gefühl gewesen sein muss, einmal Kanzler zu sein.

An diesem Tag, an dem er erstmals Angela Merkel vertreten darf, drängt es Westerwelle noch einmal in die Bundespressekonferenz, um über die Ergebnisse der eher unspektakulären Kabinettssitzung und "aktuelle Themen" zu informieren. 15 Minuten dreht es sich um Außenpolitik, dann geht es um Hartz-IV-Sätze, Rentengarantie, Sicherungsverwahrung oder um die Atomkraft. Angesprochen auf die miserable Umfragelage der Koalition, betont er: "Arbeit machen, Probleme lösen und die richtige Politik machen, die langfristig trägt" - das sei sein Rezept, um aus dem Tief wieder herauszukommen.

Es ist üblich, dass der Vizekanzler die urlaubende Regierungschefin vertritt. Bei Westerwelle geht man jedoch davon aus, dass es ihm eine Genugtuung gewesen sein muss. Keiner wollte so unbedingt regieren wie er.

Ob er denn auch auf Merkels Stuhl gesessen habe, will ein Journalist wissen. : "Ich saß geographisch an derselben Stelle", erklärt Westerwelle nach kurzem Überlegen. Extra Guido Westerwelle (FDP) schließt eine gezielte Tötung von Aufständischen in Afghanistan durch internationale Truppen nicht aus: "Wir müssen wissen, dass gegnerische Kämpfer in einem nicht internationalen bewaffneten Konflikt in dem vom humanitären Völkerrecht gesteckten Rahmen gezielt bekämpft werden können und auch dürfen", sagte er am Mittwoch.

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