Katastrophenalarm im Harz nach Tief Alfred

Hildesheim · Der Harz kämpft gegen Hochwasser. Bei dem Dauerregen, der viele Flüsse reißend werden lässt, ist eine Frau verschwunden.

Land unter im Harz: Der niedersächsische Landkreis Goslar hat am Mittwoch wegen Überschwemmungen offiziell den Katastrophenalarm ausgerufen. Das teilte die Verwaltung am Mittwoch mit.

Tief „Alfred“ setzte einigen Orten in dem Kreis schwer zu. In der Kleinstadt Bad Harzburg wurde der Bahnhof gesperrt. In Goslar selbst traf es die ganze Innenstadt, wo braune Wasserfluten durch die Straßen strömten. Ab sofort übernehme der Katastrophenschutzstab des Landkreises die Gesamtverantwortung und übergeordnete Koordination. „Hier ist Land unter“, sagte eine Verwaltungsmitarbeiterin in Bad Harzburg. Dort stand das Wasser in vielen Straßen mindestens 20 Zentimeter hoch. Nichts ging mehr am Bahnhof, wo die Gleise unter Wasser standen. Auch die Bundesstraße 4 war teilweise unpassierbar, wie eine Polizeisprecherin mitteilte. 350 Feuerwehrleute waren im Dauereinsatz. Die Polizei orderte Verstärkung an. Äußerst angespannt war die Lage auch in der 40 000-Einwohner-Stadt Goslar selbst. Dort wurde die Innenstadt gesperrt. Das Hotel Kaiserworth sowie die Seniorenresidenz Theresienhof wurden evakuiert. Die Wasserfluten strömten über den Marktplatz.

Am Mittag ließ der Regen etwas nach. Viele Schaulustige kamen, um die Wassermassen zu fotografieren. „So sieht's hier normalerweise nicht aus“, wunderte sich die Goslarerin Uta Riemschneider. Seit Tagen gehen im Harz und seinen Ausläufern immer wieder Schauer nieder. Zuweilen fiel laut DWD so viel Regen wie gewöhnlich in einem ganzen Monat Juli - und mehr. Während des Dauerregens ist in Wernigerode (Sachsen-Anhalt) eine 69-Jährige in der Nähe eines Flusslaufes verschwunden. Die Frau wohne direkt an der Holtemme, sagte ein Polizeisprecher am Mittwoch. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau am Dienstag in den stark angestiegenen Fluss gefallen ist. Die 69-Jährige wurde bis zum Mittag noch nicht gefunden.

Auch in Hildesheim behielten sich die Einsatzkräfte die Möglichkeit einer Räumung eines Wohngebiets vor. „Bisher halten unsere Dämme. Wir sind hier aber nach wie vor auf alles vorbereitet. Auch auf eine Evakuierung“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr in Hildesheim. Sollte geräumt werden, wären laut Stadt 1100 Menschen betroffen. Dauerregen und teils kräftige Böen führten in Mecklenburg-Vorpommern vereinzelt zu Schäden. Ein Campingplatz in Hohenkirchen wurde überschwemmt. Auf Straßen gab es wegen des Wetters lange Autokolonnen. In Greifswald stürzte am Dienstag ein Baugerüst um und beschädigte vier Autos. Bei einem Unfall bei Dauerregen auf der Insel Rügen wurden zwei Urlauber lebensgefährlich verletzt. Laut Deutschem Wetterdienst (DWD) sind in knapp zwei Tagen in der Mitte Deutschlands - von Südniedersachsen über Teile Thürigens und Hessens bis nach Nordbayern - mehr als 100 Liter pro Quadratmeter gemessen worden. Wie der DWD am Mittwoch auf Facebook erläuterte, war bis zum Morgen der Spitzenreiter die Station Seesen am Harz mit 158 Litern. Es sei „ein breites Regenband, das sich von der Ostsee über die Mitte bis in den Süden zieht. Da dieses Band nach Osten wandert, lässt von Westen her der Regen nach. Aber von der Uckermark bis nach Ostsachsen sowie in Südostbayern regnet es noch bis morgen früh weiter.“

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