Katholische Bischöfe lassen Laien abblitzen

Offener Eklat in der katholischen Kirche zwischen Klerus und Laien: Die Bischöfe sind gegen die geplante Nachfolge an der Spitze des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK). Laienvertreter wie der Trierer Katholikenrats-Vorsitzende Manfred Thesing reagierten mit scharfer Kritik.

Bonn/Trier. (dpa/sey) Der Einspruch der Bischöfe gegen den jetzigen Vize-Präsidenten Heinz- Wilhelm Brockmann (61) als Nachfolger von Hans Joachim Meyer (72) sei ein bislang einmaliger Vorgang, sagte ZdK-Sprecher Theodor Bolzenius. Das Veto der Bischöfe macht nun voraussichtlich eine Verschiebung der für nächsten Freitag geplanten Wahl eines neuen ZdK-Präsidenten erforderlich.

Der CDU-Politiker Brockmann war der einzige Kandidat für das Amt des obersten katholischen Laien. Gründe für die Ablehnung seien dem ZdK nicht mitgeteilt worden, sagte Bolzenius. Von der Bischofskonferenz hieß es, es werde dazu keine öffentliche Äußerung geben.

Brockmann, der seit acht Jahren ZdK-Vizepräsident ist, hatte im Ständigen Rat der Deutschen Bischofskonferenz am Montag nicht die dort erforderliche Zwei-Drittel-Mehrheit erhalten. Der aus Osnabrück stammende Brockmann ist Staatssekretär im hessischen Bildungsministerium. Er gehört zu den Mitbegründern von "Donum Vitae". Der Verein hatte die Schwangeren-Beratung mit Beratungsschein übernommen, nachdem der Vatikan und die deutschen Bischöfe die kirchliche Schwangerenkonfliktberatung eingeschränkt hatten. Möglicherweise sei vor allem ein konservativer Teil der Bischöfe mit Brockmann nicht einverstanden gewesen, hieß es.

Die Wahl und die Kandidatenaufstellung ist eigentlich Sache des ZdK. Nach den Statuten des ZdK muss ein von der Vollversammlung gewählter Präsident aber durch die Bischöfe bestätigt werden. Üblicherweise wird diese Bestätigung schon vor der Wahl eingeholt, die dieses Mal überraschend verweigert wurde.

Der Katholikenrat im Bistum Trier reagierte mit Unverständnis und Kritik auf die Ablehnung des ZdK-Kandidaten. Durch den Einspruch der Bischöfe werde das bisherige Miteinander von ZdK und Bischofskonferenz "mit Füßen getreten", sagte der Vorsitzende des obersten Laiengremiums, Manfred Thesing, unserer Zeitung. Thesing bezeichnet den ZdK-Kandidaten als "nachdenklichen, ruhigen und integrierenden Menschen". Er kenne Heinz-Wilhelm Brockmann seit Jahren und habe ihn zur Kandidatur ermuntert, sagte Thesing. Nach seiner Einschätzung bleibt dem ZdK nun nichts anderes übrig, als einen neuen Kandidaten ins Rennen zu schicken.

Der Trierer Interims-Bischof Robert Brahm äußerte sich im Gespräch mit dem TV zuversichtlich, dass "der konstruktive und fruchtbare Dialog fortgesetzt wird". Dazu gebe es keine Alternative.

MeinungVolle Kraft zurück!

Von Rolf Seydewitz

 Heinz Brockmann. Foto: ZDK

Heinz Brockmann. Foto: ZDK

Als hätte es noch eines Beleges dafür bedurft, dass die katholische Kirche unter Benedikt XVI. den Rückwärtsgang eingelegt hat, haben ihn die deutschen Bischöfe jetzt geliefert. Mit ihrer Ablehnung des von den katholischen Laien gewünschten neuen ZdK-Präsidenten geben die Bischöfe ein klares Signal: Liberal gesonnene Geister haben in der Kirche nichts verloren. Klar ist auch, was der Klerus meint, wenn er von Einheit der Christen spricht: Rechtskonservativen Gruppen wie der Piusbruderschaft wird die Hand entgegengestreckt, linke Gruppen werden vor den Kopf gestoßen. Da passt es ins Bild, dass auch den Laien noch einmal signalisiert wird, dass sie ein bisschen mitreden dürfen, aber nichts zu sagen haben. Wo sind bloß die Bischöfe, die gegen einen solchen Rückwärtskurs offen protestieren? r.seydewitz@volksfreund.de

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