Katholische Kirche in der Zwickmühle

Getrieben von der anhaltenden Diskussion über Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Priester haben die deutschen Bischöfe im vergangenen Herbst zu einem breiten Dialog über die Zukunft der Kirche aufgerufen. Ein halbes Jahr später sind viele Kirchenoberhäupter des Dialogs bereits überdrüssig.

Trier. Hans Langendörfer ist eine Art Diplomat in Diensten der katholischen Kirche. Wenn der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz sich äußert, muss man mitunter zwischen den Zeilen lesen, um zu verstehen, was Langendörfer meint. So war auch seine Erklärung nach der Veröffentlichung des "Anti-Zölibat-Memorandums" der deutschsprachigen Theologie-Professoren zwar lang und auf den ersten Blick äußerst freundlich im Ton. Doch die in so wohlklingenden Sätzen wie "das Memorandum trägt im Wesentlichen häufig diskutierte Ideen nochmals zusammen; insofern ist es nicht mehr als ein erster Schritt", verpackte schlichte Botschaft lautet: alles alter und vor allem ungenießbarer Käse.

Doch es ist fraglich, ob die deutschen Bischöfe dieses Mal den Deckel, den sie durch ihre Dialoginitiative selbst leicht mit angehoben haben, wieder auf den Topf bekommen. Denn der Unmut über verkrustete Strukturen in der streng hierarchisch aufgebauten Männerdomäne katholische Kirche ist bei vielen Gläubigen groß. Verheiratete Geistliche, Frauen-Priestertum oder Bischöfe, die vom Kirchenvolk gewählt werden - diesen Forderungen der Unterzeichner des Aufbruch-Memorandums wären wohl auch für viele Katholiken kein Schreckensszenario.

Doch auch die Gegner des Memorandums machen mobil. In einem offenen Brief fordert etwa die konservative Aktionsgemeinschaft Katholischer Laien und Priester in der Diözese Trier eine Art "Rückwärtsreform". Die Attacken gegen Andersdenkende sind heftig. So wird einer Mehrheit der deutschen Theologie-Professoren und Religionslehrer unterstellt, "ganzen Generationen ( ) den in der Kirche treu bewahrten Glauben aus der Lehre Christi und seiner Apostel ausgetrieben" zu haben. Verantwortung dafür trügen auch die Bischöfe, "die diesem Treiben jahrzehntelang zugeschaut haben".

Wie angesichts derart unterschiedlicher Positionen ein Dialog aussehen soll, der auch noch zu konkreten Ergebnissen führt, ist schwer vorstellbar. Die Bischöfe haben jedenfalls angekündigt, auf ihrer nächsten Vollversammlung im Frühjahr ebenfalls Vorschläge zu erarbeiten.

Der TV hat einen Unterzeichner und einen Kritiker des Memorandums gebeten, sich mit der Streitschrift der Professoren auseinanderzusetzen:

Die Aussagen von Memorandum-Unterzeichner Prof. Dr. Joachim Schmiedl

Die Aussagen von Memorandums-Gegner Prof. Dr. Andreas Wollbold

Die vollständige Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz zum Memorandum „Kirche 2011“ finden Sie hier.

Weitere Informationen zum Thema finden Sie hier.

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