Kaum Zeit zum Durchatmen

Der nach Angaben der amerikanischen Militärführung wahrscheinliche Tod der beiden Söhne Saddam Husseins bietet der US-Regierung eine willkommene Ablenkung von den Negativschlagzeilen der vergangenen Wochen. Bleibt zu hoffen, dass die Bush-Regierung der Weltöffentlichkeit hier nicht vorschnell eine weitere "Ente" präsentiert und die Fakten diesmal - anders als beim vermeintlichen Uran-Kauf des Irak - stimmen. Und mit Unbehagen denkt man auch an die so genannten "Enthauptungsschläge" der ersten Kriegstage gegen die Herrscherfamilie zurück, bei denen die Ziele verfehlt worden sind. Doch viel Zeit zum Durchatmen wird George W. Bush nicht haben, selbst wenn schnell endgültige Sicherheit über das Ableben der Tyrannen-Söhne gewonnen wird. Die Saddam-Loyalisten im Irak dürften dies vor allem als Ansporn für eine Fortsetzung ihrer überaus zermürbenden Guerilla-Taktik nutzen. Und solange das Schicksal des Despoten selbst nicht bekannt ist, wird es für viele Iraker keinen unbelasteten Neuanfang geben können. Gleichzeitig ist auch die Frage weiter ungelöst, wie das Weiße Haus die Stabilisierung des besetzten Landes ohne eine breitere internationale Beteiligung erreichen will. Die Eliminierung der Saddam-Söhne würde auch dieses Problem nicht vom Tisch nehmen. Ein Canossagang Bushs zur Uno scheint deshalb auf lange Sicht kaum vermeidbar. nachrichten.red@volksfreund.de

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