Kein Ei mit der Drei

Mit dem Beinamen "Menschenfischer" wurde eigentlich immer Johannes Rau verbunden. Jetzt bekommt Rau Konkurrenz vom Kanzler. Manfred Gebhardt, Vorstandsmitglied des Bundesverbandes der Mittelständischen Wirtschaft, hatte den Regierungschef auf einer Reise nach Japan begleitet.

In der Verbandszeitung pries er Schröder jetzt: "Der Kanzler ist ein Menschenfischer." Das sehen nicht alle so. Nach jüngsten Umfragen rangiert der Kanzler in der Wählergunst nur noch auf Platz Vier. Auch SPD-Generalsekretär Klaus-Uwe Benneter kennt sich mit dem glorifizierenden Wortschatz be-stens aus. Bei der Kieler Landtagswahl brach seine Partei zwar deutlich ein. Aber "Benny" befand, der Trend gehe eindeutig nach oben. Selbst für die Wirkungslosigkeit von Hartz IV hatte der Parteiarbeiter eine Erklärung: "Von einem Säugling kann man auch nicht erwarten, dass er krabbeln und laufen kann." Trotzdem hoffen die Genossen inständig, dass der Sprössling bis zum 22. Mai mobil wird. Dann wird nämlich in Nordrhein-Westfalen gewählt. Das Osterfest wirft seine Schatten voraus. Verbraucherschutzmini-sterin Renate Künast will die Feiertage mit einer "Ei-Love-You-Kampagne" einläuten. Sie richtet sich einmal mehr gegen die Käfighaltung von Hennen. Mit dem Motto der Aktion - "Kein Ei mit der Drei" - können allerdings nur Insider etwas anfangen. Nachfragen ergaben: Jedes Ei ist mit einer Zahl gekennzeichnet, die Aufschluss über seine Herkunft gibt. Da steht die Null für Bio. Und für Freilandhaltung steht die Eins. Mit der Drei, man ahnt es, sind eben jene "Hühner-KZ" gemeint, die die Ministerin abschaffen will. So haben wir wieder etwas gelernt. Die Bundestagsverwaltung macht jetzt Ernst. Wer ab kommender Woche den Dienstausweis zum Betreten der Parlamentseinrichtungen nicht sichtbar an seiner Kleidung trägt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, die bis zu 5000 Euro kosten kann. Sicherungsdienste seien angewiesen, die offene Trageweise zu überwachen, heißt es in der Hausmitteilung. Für Abgeordnete und Regierungsmitglieder soll der Erlass aber nicht gelten. Von den Ordnungskräften wird verlangt, dass sie diese Leute kennen, wie eine Sprecherin sagte. Und wenn nicht? Dann könnten sich die Beamten immer noch den Ausweis zeigen lassen - vorausgesetzt, Schröder & Co. haben ihn dabei. Stefan Vetter

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