Kein Ende in Sicht

Folgen des Truppenabbaus zu bewältigen ist ein zähes Geschäft, das wissen vor allem die betroffenen Kommunen. Verhandlungspoker um geräumte Flächen, bürokratische Hindernisse bei Entwicklungsplänen und Geldmangel erfordern gute Nerven. Nachdem Rheinland-Pfalz über Jahrzehnte als große Garnison von den Soldaten gut gelebt hatte, wurde der Umbau der militärischen Strukturen vor allem aber zum teuren Geschäft. Viele Hilfe suchende Bürgermeister gaben sich seitdem in Mainz die Klinke in die Hand. Die Milliarden, die vom Land seit zehn Jahren in die Konversion gepumpt wurden, haben erheblich zum rapid gewachsenen Schuldenberg beigetragen. Dennoch hat sich der Abzug des Militärs für einen Teil der betroffenen Regionen letztlich als Chance erwiesen: Der Hahn zeigt sich inzwischen als Jobmaschine und schwingt sich auf, erste Adresse unter den Billigflieger-Airports zu werden. Bitburg gilt ebenso als Vorzeigeprojekt wie Gewerbeparks in Kaiserslautern oder Föhren. In Kasernen wurden Hochschulstandorte angesiedelt und US-Housings zu Wohnanlagen ausgebaut. Doch Regionen wie die Westpfalz und der Nahe-Raum haben sich bisher nicht erholt: Konzepte für Vergnügungsparks oder Uni-Gründungen floppten, in Zweibrücken heben die Flugplatz-Träume nicht recht ab. Und die nächsten Herausforderungen stehen vor der Tür. Die USA überprüfen weltweit ihre Truppenpräsenz, und die Bundeswehr wird um eine weitere Strukturreform nicht herumkommen. Keine guten Perspektiven für Garnisonsstädte. j.winkler@volksfreund.de

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