Kein fremdenfeindlicher Hintergrund: Syrer hat Brand in Bingener Flüchtlingsheim gelegt

Bingen · Ein Brand in einem Flüchtlingsheim in Bingen ruft Entsetzen hervor. Hakenkreuze vor dem Haus lenken den Verdacht auf Rechtsextreme. Nun gibt es eine überraschende Wendung.

Nach der Brandstiftung in einem auch als Flüchtlingsunterkunft genutzten Haus in Bingen hat ein festgenommener Mann aus Syrien die Tat gestanden. Als Motiv habe der 26-Jährige die beengten Wohnverhältnisse in der Unterkunft sowie eine fehlende Zukunftsperspektive angegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft am Sonntag in Mainz mit. Das Amtsgericht erließ Haftbefehl wegen schwerer Brandstiftung. Der Mann wurde ins Gefängnis gebracht.

Bei dem Brand des Gebäudes im Stadtteil Sponsheim waren in der Nacht auf Donnerstag vier Bewohner und zwei Feuerwehrleute verletzt worden. In dem Mehrfamilienhaus wohnten neben Deutschen und Saisonarbeitern auch Flüchtlinge.

Die Mainzer Kriminalpolizei hatte den Syrer am Samstagabend festgenommen. Von Bewohnern waren Hinweise gekommen, dass der Mann für die Brandstiftung und die Hakenkreuz-Schmierereien an dem Haus verantwortlich sei. Nach anfänglichem Bestreiten habe der Syrer die Tat eingeräumt. Er hatte seinen Angaben zufolge alleine im Keller den Brand gelegt. Auch die Hakenkreuze seien von ihm angebracht worden, um von der Tat abzulenken. Nach Polizeiangaben wohnte der Syrer etwa seit einem halben Jahr in der Unterkunft.

Trotz der überraschenden Wendung des Falles sollte am Sonntagnachmittag eine geplante Mahnwache gegen Rechtsextremismus und Ausländerfeindlichkeit in Bingen veranstaltet werden. Die Stadt hatte zusammen mit Kirchen, dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB), Stadtratsfraktionen und Vereinen zu der Kundgebung aufgerufen.

„Wir halten an der Mahnwache fest“, sagte Stadtsprecher Jürgen Port. Man wolle generell gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausländerhass demonstrieren. „Das lohnt sich auf jeden Fall.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort