Kein Grund zur Häme

Es gibt keinen Grund, Kübel von Hohn und Spott über Joschka Fischer und Gerhard Schröder auszuschütten. Fakt ist, es wird in absehbarer Zeit nichts mit einem ständigen Sitz Deutschlands im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen.

Es gibt keinen Grund, Kübel von Hohn und Spott über Joschka Fischer und Gerhard Schröder auszuschütten. Fakt ist, es wird in absehbarer Zeit nichts mit einem ständigen Sitz Deutschlands im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Aber die beiden haben mit Helmut Kohl und Klaus Kinkel überaus prominente Vorgänger. Auch dieses Tandem versuchte jahrelang engagiert, aber vergeblich, Deutschland mehr Gehör im Konzert der Großen zu verschaffen. Damals wurde inerster Linie nichts draus, weil viele Staaten partout nicht einzusehen vermochten, warum ausgerechnet Deutschland den Dauersitz ergattern sollte.

Dieses Mal lagen die Dinge anders. Denn die Zusammensetzung des Sicherheitsrates war gekoppelt an das Mammutprojekt Uno-Reform. Zum anderen versuchte Deutschland erst gar keinen Alleingang, sondern bezog Staaten wie Brasilien, Indien oder Japan mit ein. Allerdings brachte das für die so genannten G4 neue und wohl von allen unterschätzte Probleme. Denn gegen die Japaner liefen beispielsweise die Chinesen Sturm, Pakistan mobilisierte einige Staaten gegen Indien, die Italiener schossen gegen Deutschland öffentlich aus allen Rohren. Dazu kam die ablehnende Haltung von George Bush gegenüber einem deutschen Sitz. Der amerikanische Präsident grollt immer noch wegen der ablehnenden Berliner Haltung zum Irak-Krieg.

Aber auch ohne das Sperrfeuer aus Washington wäre es schwer geworden, die notwendigen Mehrheiten in der Uno zu bekommen. Denn auch einige afrikanische Staaten, auf die vor allem Berlin große Hoffnungen gesetzt hatten, zeigten sich bockbeinig.

Wer auch immer dieses Land ab Montag regieren wird, kann es ja erneut versuchen, schließlich bleibt das Thema samt Reform der Vereinten Nationen ja auf der Tagesordnung. Ein dankbares Geschäft ist es allerdings nicht. Egal für wen.