Kein Müll des Arbeitsmarktes

Technisch nicht auf dem neuesten Stand, wachsendem Druck nicht mehr gewachsen, die Gedanken auf den nahenden Ruhestand gerichtet: Für viele Arbeitgeber mögen ältere Arbeitnehmer der "Müll des Arbeitsmarktes" sein. Und so müssen sich viele Ältere auch fühlen, wenn sie sehen, wie sie häufig zu den ersten zählen, die die Betriebe verlassen müssen.

Technisch nicht auf dem neuesten Stand, wachsendem Druck nicht mehr gewachsen, die Gedanken auf den nahenden Ruhestand gerichtet: Für viele Arbeitgeber mögen ältere Arbeitnehmer der "Müll des Arbeitsmarktes" sein. Und so müssen sich viele Ältere auch fühlen, wenn sie sehen, wie sie häufig zu den ersten zählen, die die Betriebe verlassen müssen. Durch Entlassungen von Beschäftigten jenseits der 50, Altersteilzeit oder Vorruhestand lässt sich Personal schnell reduzieren und Kosten sparen. Gleichzeitig propagieren Politik und Wissenschaft allenthalben, dass Deutschlands Arbeitnehmer länger zu arbeiten haben, um die Renten zu sichern und die Sozialsysteme vor dem Kollaps zu bewahren. Zwischen Anspruch und Wirklichkeit klafft eine große Lücke: Schon in wenigen Jahren wird es mehr Arbeitnehmer über 50 geben als unter 30. Doch dies liegt nicht daran, dass man in den Betrieben Berufserfahrung, Generationenmix und Engagement zu schätzen wüsste - allein die demografische Entwicklung macht's möglich. Wenigen gut versorgten Rentnern und Pensionären steht eine wachsende Schar von unzureichend versorgten Menschen jenseits der 50 gegenüber - nicht, weil sie ihre Arbeit nicht mehr ausüben könnten, sondern weil man ihr Potenzial nicht zu nutzen weiß. Auf diese Klientel wirken sich die Arbeitsmarktreformen von Hartz IV katastrophal aus: Das Aufbrauchen der Ersparnisse, der Verkauf von Vermögen, Ein-Euro-Jobs mit 63, lebenslange Abschläge auf eingezahlte Beiträge - was als Altersvorsorge gedacht war, fällt der Arbeitslosigkeit zum Opfer. Solange an deutschen Werkbänken und Schreibtischen eine Berufskarriere mit 45 als beendet gilt und Weiterbildung als Nachsitzen empfunden wird, wird auch die Zahl derjenigen ohne Arbeit steigen, die über 50 sind. Allein in der Region Trier ist es derzeit fast jeder Vierte. Zeit, dass endlich der ewig propagierte Ruck durch die Erwerbswelt geht. s.schwadorf@volksfreund.de

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