Kein Platz für Homosexuelle?

Für Zündstoff sorgt die geplante Neufassung der Richtlinien für den Sexualkundeunterricht an rheinland-pfälzischen Schulen. Der Grund: Das Thema Homosexualität ist bisher offenbar nicht berücksichtigt worden.

Trier. Der aktuelle Entwurf zur Neufassung der Sexualkunderichtlinien lässt einen Aspekt vermissen: das Thema Homosexualität. Das hat "Queernet", ein Zusammenschluss schwul-lesbischer Initiativen, erfahren und macht nun mit einer landesweiten Unterschriftenaktion mobil. "Das Bildungsministerium plant eine Neufassung der Sexualkunde-Richtlinien. Die Arbeiten sind weitgehend abgeschlossen. Nach dem vorläufigen Entwurf finden die Anliegen von Schwulen und Lesben keinerlei Berücksichtigung", heißt es. In Trier stößt die Aktion auf große Resonanz. Yvonne Engel, Vorstandsmitglied des Trierer Homosexuellen-Vereins "Schmitz", sagt: "Alle, die wir angesprochen haben, haben auch unterschrieben. Wir wollen damit Queernet unterstützen und zeigen, dass eine breite Öffentlichkeit das Anliegen trägt." Eine von insgesamt fünf Forderungen ist, Homosexualität als gleichwertige und gleich wertzuschätzende Form menschlicher Sexualität darzustellen. "Wir möchten Menschen damit nicht vor den Kopf stoßen, wir möchten aufmerksam machen und mit dem Ministerium kooperieren", sagt Engel. Joachim Schulte, Sprecher von "Queernet", fügt hinzu: "Wir treten dafür ein, dass die Vielfalt sexueller Identitäts-Möglichkeiten, also Hetero-, Homo-, Bi- und Transsexualität, in der Darstellung der Sexualkunde-Richtlinien erscheint.

Die derzeit gültigen Richtlinien sind veraltet



"Queernet" versteht seine Initiativen als Beitrag in einer aufgeklärten demokratischen Gesellschaft." Mittlerweile steht "Queernet" in Kontakt mit dem zuständigen Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Jugend und Kultur (MBWJK) in Rheinland Pfalz. Dort hält man sich indessen bedeckt.

Pressesprecher Wolf-Jürgen Karle bestätigt lediglich, dass neue Richtlinien in Arbeit sind: "Die derzeit gültigen Richtlinien zur Sexualerziehung stammen aus dem Jahr 1987 und entsprechen in vielen Aspekten nicht mehr den heutigen Erwartungen. Vor Abschluss der Anhörung und deren Auswertung können wir jedoch keine Details öffentlich machen." Seit vergangenem Jahr befasst sich eine Arbeitsgruppe mit dem Entwurf für die Neufassung.

Beteiligt sind neben Lehrkräften und Mitarbeitern pädagogischer Serviceeinrichtungen auch die katholische und die evangelische Kirche, die Landeszentrale für Gesundheitsförderung, der Landeselternbeirat, die Landesschülervertretung, eine Schulpsychologin, das Mädchenhaus Mainz und der Notruf Mainz. Klaus-Peter Hammer, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Rheinland Pfalz, hält die Berücksichtigung von Homosexualität in der Sexualerziehung für unerlässlich.

"Wir leben in einer emanzipatorisch aufgeklärten Gesellschaft, da gehört ein Thema wie Homosexualität einfach dazu." Hammer kritisiert: "Sexualität hat viele Facetten. Es reicht deshalb nicht, den Schülern nur die biologische Seite zu erklären." Wann genau die neuen Richtlinien in Kraft treten, steht noch nicht fest. Ministeriums-Sprecher Karle sagt: "Je nach Richtlinien schwanken die Zeiträume zwischen Monaten und Jahren."

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