Kein Votum für Mehrheitsmacher

MAINZ. Wieder einmal wurde der Wahlabend zur Zitterpartie für die FDP: Wie 2001 hofften die Liberalen paradoxerweise auf den Einzug der Grünen in den Landtag. Nur so wäre die absolute Mehrheit der SPD zu verhindern und die Regierungsbeteiligung zu sicher gewesen.

"Auf die Grünen ist kein Verlass", stellte der Mainzer Wirtschaftsdezernent Franz Ringhoffer mit gequältem Lächeln fest: "Wenn man sie braucht, sind sie nicht da." Und viele Liberale stimmten dem Parteifreunde zu, als sich bei der FDP-Wahlparty die Aussichten auf ein Fortbestehen der SPD/FDP-Koalition immer weiter verschlechterten. Obwohl sich die FDP von Hochrechnung zu Hochrechnung um Zehntelprozente gegenüber dem Ergebnis von 2001 (7,8 Prozent) weiter nach vorn kämpfte, wurden die Mienen zunehmend ernster, weil die Grünen gleichzeitig immer weiter unter die Fünf-Prozent-Hürde rutschten und damit die absolute Mehrheit der SPD stetig wahrscheinlicher wurde. Sollte es bei einer komfortablen Mandats-Mehrheit der Genossen bleiben, so viel schien sicher, werden sich die Freidemokraten aus der Regierung verabschieden. Ein kurz angebundener Parteichef Rainer Brüderle wollte nicht "über Kaffeesatzlesen reden", während die Auszählung noch lief. Auch Spitzenkandidat Hans-Artur Bauckhage konnte sich vielsagend "vieles vorstellen, aber nicht alles". Das Wahlergebnis wertete er zwar als eindrucksvolle Zustimmung für die Koalition. Profitiert hat allerdings in erster Linie davon der Bündnispartner. Man werde am Montag beraten, so die allseits kurze Antwort-Formel auf die vielen Fragen. Justizminister Herbert Mertin bezeichnete das Gesprächsangebot von SPD-Fraktionschef Joachim Mertes an die Liberalen als "interessant". Weiter wollte allerdings auch er nicht gehen. Die Trierer FDP-Chefin und Justiz-Staatssekretärin Stefanie Lejeune hatte mit einem so klaren Votum für die SPD nicht gerechnet. Wenn ihre Partei nicht in die Regierung komme, wolle sie wenigstens ein Landtagsmandat erringen, so die Juristin, die bei einem Ende der Koalition auch ihren Staatssekretärinnen-Posten verlieren würde. Bei einem Scheitern der Grünen hätte sie gute Aussichten, dass die FDP zwei Sitze gewinnen würde. Im Wahlkampf-Endspurt hatten die Liberalen noch einmal ihren Wahlkampfetat von 350 000 auf 430 000 Euro aufgestockt, um eine Mobilisierungskampagne zu starten. Ein "rotes Wunder" wollte Parteichef Rainer Brüderle verhindern, in dem er per Postkartenaktion vor einer absoluten SPD-Mehrheit warnte und für gelb-blaue Furore sorgen wollte. Brüderles Warnung vor sei nicht ohne Grund gekommen, sagte der Mainzer FDP-Landtagsabgeordnete Peter Schmitz. Für ihn war der Vorsprung der Sozialdemokraten keineswegs überraschend. Nach dem Höhenflug für die Liberalen bei der Bundestagswahl hatte sich sogar eine Hochstimmung breit gemacht. Die landesweit 11,7 Prozent vom 18. September weckten vorübergehend Hoffnungen auf ein zweistelliges Ergebnis bei der Landtagswahl. Von einem enttäuschenden Ergebnis wollte jedoch am Wahlabend noch kein Freidemokrat reden.

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