Keine Schließungen und mehr Zeit zum Sparen

Der Trierer Bischof Stephan Ackermann hat das millionenschwere Sparpaket des Bistums in Kraft gesetzt. Das Paket ist deutlich leichter als ursprünglich geplant. Und die ins Auge gefassten Schließungen von Einrichtungen wie der Katholischen Akademie sind vom Tisch. Zumindest vorerst.

 Triers Bischof Stephan Ackermann hat am Dienstag das Sparpaket des Bistums in Kraft gesetzt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Triers Bischof Stephan Ackermann hat am Dienstag das Sparpaket des Bistums in Kraft gesetzt. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. Man konnte es den Protagonisten des Bistums kurz vor Beginn der gestrigen Pressekonferenz schon ansehen, dass es keinesfalls nur traurige Botschaften sein würden, die Bischof Stephan Ackermann und die ihm sekundierenden Verantwortlichen des Generalvikariats an diesem Tag zu verkünden hatten. Selbst Generalvikar Georg Holkenbrink und Finanzchefin Kirsten Straus, beide ansonsten eher Ritter der traurigen Gestalt, huschte am Dienstag ein Schmunzeln über die Lippen, als sie mit dem Bischof den Raum betraten.

Der Grund für die positive Stimmung: Weil das Haushaltsminus im vergangenen Jahr mit 3,6 Millionen Euro deutlich geringer ausgefallen ist als angenommen (30 Millionen Euro), ist bei den ehrgeizigen Sparplänen des Bistums jetzt auch der "Druck aus dem Kessel genommen" (Bischof Stephan Ackermann). Konkret: Zwar hält das Bistum daran fest, fast jeden neunten Euro an Ausgaben (insgesamt 40 Millionen Euro) einzusparen. Doch ist inzwischen keine Rede mehr davon, dass dieses Einsparvolumen bis Ende 2014 erreicht sein muss.

Statt dessen heißt es nun: Bis Ende 2016 soll der Bistumshaushalt von 30 Millionen Euro Ausgaben befreit werden. "Die restlichen zehn Millionen Euro sind durch weitere Maßnahmen nach 2016 zu erreichen", sagt der Bischof, ohne in medias res zu gehen.

Von dem jetzt verabschiedeten "Sparpaket light" profitieren in erster Linie jene katholischen Einrichtungen, die im Kostensenkungsentwurf noch auf der Streichliste standen: die Katholische Akademie in Trier, die Fachstellen für Erwachsenenbildung, die Hochschulgemeinden oder das Saarbrücker Jugendzentrum Café Exodus. Wie unsere Zeitung bereits gestern berichtete, sind die Schließungen zumindest vorläufig vom Tisch. Allerdings müssen die Einrichtungen in Zukunft mit teils deutlich weniger Zuschüssen auskommen oder sich auf bevorstehende Umstrukturierungen einstellen. Der Bischof spricht von "Klärungsprozessen inhaltlicher, strategischer und struktureller Art". So soll etwa der Bereich der Katholischen Erwachsenenbildung (mit Fachstellen, Bildungsstätten und Akademie) neu konzipiert werden. Statt der ursprünglich geplanten zwei Millionen Euro sollen in diesem Bereich nur 1,1 Millionen Euro eingespart werden.

Andererseits will das Bistum in diesen Bereich aber auch jährlich eine Million Euro investieren, um Ehrenamtliche künftig besser fördern und qualifizieren zu können. Eine Forderung, die das oberste Laiengremium Katholikenrat schon länger erhebt (siehe Artikel unten).

Auch die Kirchengemeinden kommen mit einem blauen Auge davon. Ursprünglich wollte das Bistum in diesem Bereich jährlich knapp 17 Millionen Euro einsparen, jetzt sollen bis Ende 2016 "nur" noch elf Millionen Euro gekürzt werden.

Die größte Beruhigungspille hielt Generalvikar Georg Holkenbrink gestern für die rund 2300 Mitarbeiter in den Einrichtungen des Bistums parat: "Ich denke, dass wir ohne betriebsbedingte Kündigungen auskommen werden", sagte er auf Nachfragen von Journalisten. Bei der Vorstellung des Entwurfs hatte sich das noch etwas weniger optimistisch angehört. Verhalten zuversichtlich äußerte sich gestern denn auch die oberste Mitarbeitervertreterin Lydia Schmitt: "Wir sind zufrieden, dass der Beschluss unseren Forderungen nachkommt, sich in aller Ruhe mit den veränderten finanziellen Rahmenbedingungen auseinanderzusetzen."

Auch in diesem Jahr soll das Defizit im Bistumshaushalt übrigens deutlich unter den kalkulierten 26,5 Millionen Euro liegen. extra Kirchensteuer: Größter Einnahmeposten des Bistums (1,5 Millionen Katholiken) ist die Kirchensteuer. Die Verantwortlichen kalkulieren in diesem Jahr mit rund 250 Millionen Euro. Je mehr Leute einen Job haben, desto mehr Einkommens- und damit auch Kirchensteuer wird gezahlt. Allerdings treten in diesem Jahr auch deutlich mehr Gläubige aus der katholischen Kirche aus. Bis Ende September waren es im Bistum Trier rund 6000 und damit schon rund 1500 mehr als im gesamten Vorjahr oder 2008. (sey)

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