Keine Schnellschüsse

Es ist wie immer nach Taten wie der von Rodalben: Populisten bringen sich mit unüberlegten Schnellschüssen in die Schlagzeilen, geben Politikern die Mitschuld an solchen Verbrechen, weil sie Projekte wie "Heimerziehung statt Untersuchungshaft" initiiert haben. In den nächsten Tagen wird vermutlich viel über das von Justiz- und Sozialministerium auf die Schiene gebrachte Modell diskutiert werden. Die verantwortlichen Minister werden sich verteidigen müssen. Doch es wäre zu kurz gesprungen, jemandem eine Mitschuld an dem grausigem Verbrechen zu geben. Niemand, kein Richter, kein Gutachter und kein Psychologe, kann tatsächlich voraussagen, wie sich ein Täter entwickeln und ob jemand möglicherweise zum Mörder wird. Daraus allerdings die Konsequenz zu ziehen, alle Verbrecher gehörten ausnahmslos weggesperrt, ist falsch. Damit würde allen Straffälligen, die eine zweite Chance erhalten und diese auch nutzen, der Weg aus der Kriminalität verbaut. Zumal im Gefängnis eher die weitere kriminelle Karriere gefördert wird. Die Tat von Rodalben soll nicht entschuldigt werden, und die Täter müssen auch bestraft werden, keine Frage. Man sollte aber nicht vergessen, dass solche Verbrechen bei uns immer noch die Ausnahme sind. Es schaffen wahrscheinlich mehr Kriminelle mit Modellen wie diesem erfolgreich den Ausstieg als trotz aller Resozialisierungsversuche rückfällig werden. b.wientjes@volksfreund.de

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