Kinder, Kinder

Allmählich dämmert den Deutschen, was sich da in drögen Statistiken zusammengebraut hat. Weniger Geburten als im Hungerjahr 1946, das ist ein Alarmruf. Seit Langem ist die einfache Reproduktion der Bevölkerung nicht mehr gegeben.

Aktuell 1,36 Geburten pro Frau wären auch durch massive Zuwanderung nicht aufzuwiegen. Aber die ist ohnehin nicht erwünscht. Die Gesellschaft der Alten mit all ihren fundamentalen Umwälzungen ist nicht mehr abwendbar. Das Aussterben der Deutschen vielleicht noch. Leider beginnt die Debatte kleinteilig, wo sie viel grundsätzlicher ansetzen müsste. Angela Merkel thematisiert den kostenlosen Kindergartenplatz wie vor ihr die Familienministerin. Und die Koalition glaubt mit der Absetzbarkeit von Kinderbetreuungskosten schon Großes geleistet zu haben. Das ist alles, mit Verlaub, so wirksam wie eine Pusteblume als Windfang vor dem Balkon. Gerhard Schröder meinte scherzhaft, in diesem Bereich seien die Produktionsmittel eben privat. Er meinte ja auch einmal, das Thema sei Gedöns. Schröder hat später aber begriffen, dass er ein Kernthema am Wickel hatte, das Zukunftsthema schlechthin. Eine Chefsache wurde daraus trotzdem nicht. Die Kanzlerin kann auf einem höheren Erkenntnisniveau aufbauen. Die Frage ist nur, was sie dar-aus macht. Es geht um die Verbindung von Gesellschaftlichem und Privatem, um die Frage: Was kann die Gesellschaft tun, damit ihre Bürger nicht nur Lust auf Sex haben, sondern auch auf Nachwuchs? Nötig ist eine Analyse der Ursachen und eine klare Zieldefinition. Die Ursachen sind eigentlich bekannt: Schlechte Vereinbarkeit von Beruf und Familie bei stark wachsendem ökonomischem Druck, der Verlust an Geld, Freiheit und Karrierechancen, die Kinderunfreundlichkeit und mangelnde Rücksichtnahme in der Gesellschaft und am Arbeitsplatz. Das Ziel muss heißen: Keiner darf Nachteile haben durch ein Kind, im Gegenteil, er muss spürbare Vorteile erfahren. Wir brauchen eine Bevölkerungspolitik wie China - nur andersherum. nachrichten.red@volksfreund.de

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