Kinder, Kirche und Kultur

Mainz. (dpa) Drei "K" beherrschten das Damen-Programm von Laura Bush und Doris Schröder-Köpf am Mittwoch in Mainz: Kinder, Kirche und Kultur.

Zwei Museen sowie den Hohen Dom zu Mainz sahen sich die beiden Frauen der Staatsmänner an. Sie sprachen über Leseförderung bei Kindern und hielten sich aus dem politischen Geschehen völlig heraus. Hatte Laura Bush am Vortag noch die in Rheinland-Pfalz und Hessen stationierten US-Truppen besucht und ihren Kriegseinsatz gelobt, erfreute sie sich am Mittwoch der schönen Künste. Bereits im Römisch-Germanischen Zentralmuseum zeigte sich die First Lady der USA am Morgen beeindruckt von einer Reproduktion des "Berliner Goldhuts". Die legale Fälschung eines bronzezeitlichen Fundes war in dem Museum angefertigt worden. Interessiert fragte die im dunklen Kostüm erschienene Brünette Bush auch nach der Aufarbeitung eines bronzefarbenen Halsrings. Die in ein schwarz-weißes Kostüm gekleidete Frau des Kanzlers war ebenfalls fasziniert: Extra für den prominenten Besuch war ein Tisch im Museum aufgestellt worden, an dem eine Restauratorin ihr Handwerk zeigte. In ihrem Element waren die beiden in der Leseförderung stark engagierten Frauen dann, als sie sich mit Bildungsexperten zum Austausch über dieses Thema trafen. Doch der eigentliche Höhepunkt war das Gutenberg-Museum. Das soll sogar mit den Ausschlag für die Wahl von Mainz als Ort des Treffens von George W. Bush und Gerhard Schröder gegeben haben. Ein anderer Grund war die "cosy atmosphere" (behagliche Atmosphäre) von Mainz, die George Bush senior bei seinem Besuch 1999 so genossen und gelobt hatte. Die aktive Christin und studierte Lehrerin und Bibliothekarin Laura Bush wollte auf jeden Fall in der Heimatstadt des Buchdruck-Erfinders Johannes Gutenberg die in Mainz erhaltenen beiden 42-zeiligen Gutenberg-Bibeln sehen, die zwischen 1452 und 1455 dort entstanden waren. Dies und die in einer Museums-Werkstatt nachgestellten ersten Buchdruck-Verfahren ließen sich auch die Regierungschefs nicht entgehen - beim Besuch im Gutenberg-Museum gesellten sie sich wieder zu den Damen, die nach einem Orgelkonzert aus dem wenige Meter entfernten Dom herüberkamen. Dort hatten für wenige Sekunden auch die mit Sperrwänden und Gittern sonst strikt abgeschirmten Passanten und ein paar Demonstranten doch noch Kontakt zu Laura Bush. Einige zollten den aus dem Dom kommenden Frauen Pfiffe, eine Gruppe von pro-amerikanischen Demonstranten skandierte laut "USA, USA". Hinter den blickdichten Absperrungen am Domplatz drängten sich bis zu 2000 Neugierige. "Da hat der Herr Bush doch gar nichts von der cosy atmosphere, wenn die Leute noch nichtmal aus dem Fenster gucken können", merkte eine enttäuschte Mainzerin an.

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