Kinderporno-Verdacht gegen Trierer Chorleiter

Trier · Weil in seiner Wohnung mehr als 20 000 Kinderpornos gefunden worden sein sollen, muss sich heute ein 38-jähriger Trierer vor dem Amtsgericht verantworten. Der einschlägig vorbestrafte Angeklagte war Dirigent mehrerer regionaler Chöre und Vorstandsmitglied im örtlichen Sängerkreis.

Es sollen ekelhafte Bilder sein, die die Fahnder vor eineinhalb Jahren bei der Wohnungsdurchsuchung sichergestellt haben. Unter den mehr als 22 000 gefundenen digitalen Fotos waren mehrere Hundert, auf denen der Missbrauch von Kleinkindern und sogar Babys zu sehen ist. Heute Mittag muss sich der mutmaßliche Besitzer vor dem Schöffengericht verantworten. Der 38-Jährige ist kein Unbekannter - weder für die Staatsanwaltschaft noch für die Öffentlichkeit. Als Dirigent, Komponist und Organist hat sich der Trierer in den vergangenen gut zehn Jahren in der Region einen Namen gemacht. Im Sängerkreis der Stadt Trier, dem Dachverband von 26 Chören, war er sogar mehrere Jahre Vorstandsmitglied. Bis er eines Tages nicht mehr erschien. "Wir haben nur gehört, da sei irgendetwas vorgefallen", sagt Vorstands-Vize Hans-Joachim Schrodt unserer Zeitung. Etwas Genaueres habe aber niemand gewusst. Der ins Zwielicht geratene Trierer Musiker ist nach TV-Informationen Ende 2008 in Haft gekommen. Ausschlaggebend waren aber offenbar nicht nur die kurz zuvor bei dem Angeklagten gefundenen Kinderpornos. Mitte November 2008 war der Chorleiter wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern zu einer zweieinhalbjährigen Gefängnisstrafe verurteilt worden.

Komponist geriet mehrfach mit Gesetz in Konflikt



Es war nicht das erste Mal, dass der Komponist mit dem Gesetz in Konflikt kam. Nach TV-Informationen war der damals 22-Jährige schon 1994 wegen Missbrauchs von Kindern zu einer knapp zweijährigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Im Februar 2001 verurteilte ihn das Wittlicher Amtsgericht wegen Abgabe von Rauschgift an Jugendliche zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe. Gleichzeitig untersagte das Gericht dem Musiker die Beaufsichtigung und Ausbildung von Jugendlichen. Im gleichen Jahr debütierte in der Region allerdings ein von dem Trierer dirigierter Knabenchor.

Sängerkreis-Vize Hans-Joachim Schrodt fiel gestern aus allen Wolken, als er von den Vorstrafen seines Ex-Vorstandskollegen erfuhr. "Wir wussten von alledem nichts. Bei uns im Verband hatte er jedenfalls keine Berührung mit Kindern."

In dem Prozess vor dem Trie-rer Amtsgericht wird bereits heute mit einem Urteil gerechnet.

EXTRA -Rentner in Haft: Ein Jahr lang soll sich ein 65-jähriger Mann aus der Einheitsgemeinde Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) an zwei 13-jährigen Mädchen aus seinem Bekanntenkreis vergangen haben. Die Mädchen hatten den Mann wegen seiner Kaninchen besucht. Der Rentner sitzt inzwischen in Untersuchungshaft. Dem 65-Jährigen wird vorgeworfen, die beiden Mädchen sexuell missbraucht zu haben. Der Mann war bereits am Freitag vergangener Woche festgenommen worden. Das bestätigte auf Anfrage Triers Leitender Oberstaatsanwalt Jürgen Brauer. Tags drauf wurde der Mann dem Ermittlungsrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ. Dies ist laut Brauer beim Vorwurf des sexuellem Missbrauchs durchaus üblich. Aus seiner Sicht besteht Wiederholungs- und Fluchtgefahr. Bestätigen sich die Vorwürfe, drohen dem Beschuldigten als Mindeststrafe drei Jahre Gefängnis. Die Taten sollen sich über ein ganzes Jahr hingezogen haben: vom April 2009 bis April 2010. Nach Angaben Brauers haben die Eltern der Mädchen Anzeige erstattet. Der Beschuldigte bestreitet die Vorwürfe. Die Ermittlungen dauern an. (iro)

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