Kinderzuschlag sorgt für Frust bei Eltern

TRIER. (wie) Er wurde als familienpolitische Revolution gefeiert, doch die Realität sieht anders aus: Den als Unterstützung für einkommensschwache Familien im Januar eingeführten Kinderzuschlag von 140 Euro erhalten nur die Wenigsten. Von 1100 Antragstellern in der Region erhielten gerade mal 25 einen positiven Bescheid.

"Der Kinderzuschlag ist eine neue familienpolitische Leistung." Über die vollmundige Ankündigung auf der Homepage des Bundesfamilienministeriums kann die 30-jährige Stefanie Schmitt aus dem Kreis Trier-Saarburg nur lachen. Sie ist allein erziehend. Knapp 600 Euro bekommt sie für ihren Halbtagsjob in einer Druckerei, hinzu kommen 91 Euro Wohngeld, 241 Euro zahlt ihr Ex-Mann Unterhalt für die siebenjährige Tochter. Unterm Strich bleiben ihr knapp 350 Euro im Monat zum Leben. Daher hat sie im Januar den Kinderzuschlag bei der Trierer Agentur für Arbeit beantragt. Kurze Zeit später kam der Bescheid: abgelehnt. Begründung der Familienkasse: Das Kind verfüge über ein Einkommen, nämlich den Unterhalt. Die 30-Jährige ist sauer. "Wer bekommt denn dann überhaupt den Kinderzuschlag?" Eine Frage, die sich viele Familien und Alleinerziehende derzeit stellen. Die Trierer Arbeitsagentur musste nun eingestehen, dass von den 1100 seit Januar gestellten Anträgen bislang nur 25 genehmigt wurden, 260 wurden abgelehnt, die restlichen Anträge werden noch bearbeitet. Bundesweit wurden bislang rund 285 000 Anträge gestellt, nur 11 000 davon wurden genehmigt. Oft seien die Anträge falsch oder unvollständig ausgefüllt, heißt es. Vielleicht liegt es auch einfach daran, dass es jede Menge Ausnahmen beim Kinderzuschlag gibt. Denn nicht alle Geringverdiener erhalten zusätzlich zum Kindergeld auch die 140 Euro pro Kind. Nur wenn das Einkommen nicht ausreicht, neben dem eigenen Lebensunterhalt noch den der minderjährigen Kinder zu decken, gibt es den Zuschlag. Alleinerziehende dürfen nicht mehr als 345 Euro im Monat haben, bei einem Elternpaar sind es 622 Euro. Eltern dürfen weder zu viel, noch zu wenig verdienen. Denn wer Arbeitslosengeld oder Sozialhilfe kriegt, bekommt keinen Zuschlag. Es scheint jede Menge Probleme mit dem Zuschlag zu geben: Wer versucht, telefonisch die Familienkasse in Trier zu erreichen, hört ständig nur ein Besetztzeichen. Daher soll nun ein Call-Center die Anrufe entgegennehmen. Und durch den Antragsstau in der Trierer Arbeitsagentur fehlt offenbar der Durchblick. So erhielt Stefanie Schmitt die Unterlagen einer anderen Stefanie Schmitt, Mutter von vier Kindern, mit detaillierten Einkommensangaben irrtümlich zugeschickt.

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