Kleinstaaterei in der Praxis

Wenn die WM längst vorbei ist, werden sich Deutschlands Studenten noch immer zum "Public Viewing" versammeln können. Vor den Hörsälen. Eine neue Studentenwelle rollt auf die Hochschulen zu, und bis auf sehr wenige Ausnahmen deutet nichts darauf hin, dass die Mehrheit der Länder darauf vorbereitet wäre.

Im Gegenteil: Es gibt sogar Länder, die die Zahl der Studienplätze jetzt noch einmal senken. Nirgendwo liefert der Föderalismus so schlechte Ergebnisse wie im Bildungswesen und kaum ein Bereich ist so bizarr gesteuert wie dieser. Der Absurdität des Systems entspricht die Absurdität der Debatten. Sie ähneln einem Basar. Es geht nur um finanzielle Vor- oder Nachteile, um Geldströme hin und her, um Vorteilsausgleich und Kofinanzierungen, manchmal noch um Bildungshoheit, Länderstolz und Eitelkeit. Nie aber geht es um die Zukunft des Wissenschaftsstandortes Deutschland insgesamt. Nie um die betroffenen jungen Menschen, die sich schon bald entweder in Massenuniversitäten wieder finden werden oder gar nicht studieren können, weil sie kein Einser-Abitur haben. Wenn die ebenso prinzipientreuen wie klammen Ministerpräsidenten bei der Föderalismusreform in letzter Minute nun doch noch Hilfen des Bundes für die Hochschulen gestatten wollen, ist das sicher gut. Schlecht ist, dass sie es nur tun, weil der Kompromiss es erfordert, und nicht aus eigener Erkenntnis. nachrichten.red@volksfreund.de

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