Klimaschutz ja, aber möglichst billig

Der Umweltschutz spielt im Bewusstsein der Bundesbürger eine herausragende Rolle. Allerdings relativiert sich offenbar die Bedeutung, wenn es dabei ans eigene Portmonee geht. Das ergibt sich aus einer repräsentativen Meinungserhebung, die der Präsident des Umweltbundesamtes (UBA), Jochen Flasbarth, gestern in Berlin vorstellte.

Berlin. Eine neue Studie des Umweltbundesamtes bescheinigt den Deutschen, dass sie den Umweltschutz durchaus sehr ernst nehmen. Nachfolgend fassen wir die wichtigsten Ergebnisse der Erhebung zusammen.

Warum ist Umweltschutz ein Topthema?

71 Prozent der Deutschen sehen die Gesundheit der Kinder und Enkelkinder spürbar durch Umweltprobleme belastet. 62 Prozent finden, die Bundesregierung tue zu wenig für den Umweltschutz. Sie wünschen sich ein stärkeres Engagement. Noch vor zwei Jahren hatten darauf nur 56 Prozent gedrungen. Besonders schlecht ist das Ansehen der Industrie: Gerade einmal zwei Prozent der Bundesbürger glauben, sie tue genug für den Umweltschutz.

Was hält die Bevölkerung von Merkels Atompolitik?

Nicht viel. Lediglich 14 Prozent sind mit der Bundeskanzlerin einer Meinung, dass Deutschland langsamer als ursprünglich geplant aus der Atomkraft aussteigen soll. 31 Prozent wollen am Atomausstieg festhalten, wie er einst von Rot-Grün beschlossen worden war. Ein weiteres Drittel hält sogar einen schnelleren Ausstieg für geboten. Nur jeder zehnte Deutsche lehnt einen Ausstieg gänzlich ab.

Was ist den Bürgern besonders wichtig?

Maßnahmen zum Klimaschutz stehen an vorderster Stelle. Für 88 Prozent der Befragten hat dabei die staatliche Förderung von Investitionen zur Energieeinsparung in Wohnhäusern Priorität. 87 Prozent halten gesetzliche Vorschriften zur Energieeffizienz elektrischer Geräte für sehr wichtig beziehungsweise eher wichtig. Eine zusätzliche Besteuerung von besonders klimaschädlichen Produkten halten insgesamt 72 Prozent für sinnvoll.

Wo klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander?

Immerhin 85 Prozent der Befragten stimmen der These zu, das Land brauche einen konsequenten Umstieg auf erneuerbare Energien. Der Anteil der Bezieher von Ökostrom ist seit 2008 aber gerade einmal von drei auf acht Prozent gestiegen. Die Bedeutung von (meist teureren) Bio-Lebensmitteln ist derweil zurückgegangen: Sie spielen nur für 34 Prozent der Befragten eine Rolle. 2008 waren es noch 42 Prozent. Die Hälfte der Deutschen würde hier keinen Aufpreis akzeptieren. 41 Prozent wären bereit, maximal ein Zehntel mehr im Vergleich zu herkömmlichen Produkten dafür auszugeben.

Wie steht es um des Deutschen liebstes Kind, das Auto?

Bei allem Umweltbewusstsein möchten nur die wenigsten Deutschen auf ihren fahrbaren Untersatz verzichten. Einer Sperrung von Innenstädten für den Autoverkehr stimmt nur gut ein Drittel der Befragten (37 Prozent) zu. Vor vier Jahren fanden die Idee noch fast zwei Drittel (63 Prozent) gut. Vermutlich ist dieser Sinneswandel auf die Einführung von Umweltzonen in zahlreichen Großstädten zurückzuführen. Auch die Akzeptanz einer City-Maut zur Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs ist spürbar gesunken. 2008 hielten das noch 32 Prozent für eine gute Idee. Jetzt sind es nur noch 22 Prozent.

Wo sind die Deutschen besonders vorbildlich?

Bei der Mülltrennung. Stolze 90 Prozent der Befragten geben an, dies bereits im Interesse des Klimaschutzes zu praktizieren. Und immerhin 83 Prozent achten akribisch auf das Abschalten nicht benötigter Elektrogeräte und Lichtquellen, was natürlich auch den eigenen Geldbeutel schont.

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