Klöckner beklagt Exodus der Junglehrer

Mainz · Die rheinland-pfälzische CDU hält die Unterrichtsversorgung kurz vor dem ersten Schultag nach den Ferien weiterhin für unzureichend. "Das neue Schuljahr beginnt, die Grundprobleme bleiben", erklärte CDU-Chefin Julia Klöckner.

Mainz. Obwohl Lehrer fehlen, wird nach Angaben der rheinland-pfälzischen Christdemokraten nur ein kleiner Teil der 200 Referendare für das Gymnasiallehramt eingestellt. Die Folge: "Den restlichen Junglehrern werden befristete Arbeitsverträge angeboten oder sie wandern in andere Bundesländer ab", beklagt die CDU.
Der Streit um die Vertretungslehrer hat nach Überzeugung der Christdemokraten ohnehin zu einem Exodus der Junglehrer aus Rheinland-Pfalz geführt. Viele Nachwuchspädagogen, die nur einen Vertretungslehrervertrag hatten, mussten während der Sommerferien um ihre Weiterbeschäftigung bangen. Inzwischen hat sich die Lage zwar wieder etwas entspannt, da zahlreiche Verträge verlängert wurden. Aber auch die Lehrerverbände sprechen davon, dass sich die mobilen und besonders qualifizierten Jungpädagogen längst in einem anderen Bundesland eine Stelle gesucht haben.
Die CDU-Landesvorsitzende Julia Klöckner hält befristete Verträge generell "für die falsche Antwort auf den strukturellen Unterrichtsausfall". Die Christdemokraten verlangen daher, dass diese Anstellungsverhältnisse grundsätzlich in feste Planstellen umgewandelt werden. Und: "Referendare dürfen nicht weiter in Warteschleifen geschickt werden." Die CDU-Fraktion will die Lehrerabwanderung endlich stoppen.
Kritik am Vertretungspool


Harsche Kritik übt Klöckner am neu eingerichteten Vertretungslehrerpool. Dieser soll Schulen dabei helfen, Mutterschaftszeiten oder längere Krankheitsphasen von Lehrern mit Planstellen auszugleichen. Die CDU hält die Konstruktion für unzureichend. Der Pool umfasst ab Anfang August 100 und ab 1. Februar 2012 dann 200 feste Planstellen. "Das ist nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein", schimpft Bettina Dickes, die bildungspolitische Sprecherin der CDU. Die Christdemokraten verlangen, dass der Pool "umgehend verdoppelt wird - nicht erst in Etappen, sondern auf 400 Lehrer zu Beginn des Schuljahres".
Anders als das Bildungsministerium will die CDU die Vertretungslehrer nur zum Ausgleich des "temporären Unterrichtsausfalls" nutzen. Dieser ist nicht planbar und entsteht, wenn beispielsweise eine Lehrkraft kurzfristig erkrankt. Der "strukturelle Unterrichtsausfall" hingegen ist von Beginn des Schuljahres an absehbar - etwa, weil Mangelfächer (Latein/Naturwissenschaften) nicht ausreichend abgedeckt werden können oder längere Fehl- und Auszeiten bekannt sind. Im Kern beklagt die CDU, dass Rot-Grün zu wenig Lehrer einstellt. Ein gewisser Unterrichtsausfall werde einfach hingenommen. "Die Landesregierung darf sich nicht mit einer geplanten Versorgung von 95 Prozent abfinden", so Julia Klöckner. Die tatsächliche Versorgung liegt nach Überzeugung der CDU aufgrund von Krankheiten sowie anderer Ausfälle "nochmals weit darunter". Von der rot-grünen Landesregierung verlangt die Opposition eine "Transparenz-Offensive".

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