Kluger Schachzug

Gesundheitsministerin Ulla Schmidt bringt CDU-Chefin Merkel in die Bredouille. Mit ihrem Einlenken bei der Zahnersatzversicherung quasi in letzter Minute lässt Schmidt die gesundheitspolitischen Vorstellungen der Union ins Wanken geraten.

Nicht nur dass die Idee der Pauschale beim Zahnersatz damit vom Tisch ist, auch die Pläne eines lohnunabhängigen Prämienmodells sind damit kaum noch realisierbar. Schmidt ebnet mit dem klugen Schachzug, bei dem es mehr als nur um einen Kompromiss beim Zahnersatz geht, den Weg für die von Sozialdemokraten und Grünen favorisierte Bürgerversicherung. Die einkommensabhängige Zahnversicherung ist nicht nur gerecht, sie ist auch relativ unbürokratisch. Besserverdiener werden stärker belastet als Rentner, Arbeitslose und Sozialhilfe-Empfänger. Nach Hartz IV kann sich Schröder derzeit keinen weiteren sozialpolitischen Sprengstoff mehr leisten. Doch noch ist nichts in trockenen Tüchern. Es steht zu befürchten, dass Merkel ihr Pauschal-Modell kompromisslos verteidigen wird und am Ende wieder eine halbgare Lösung stehen wird, die nur für Verwirrung und Ärger sorgt. Und die Union, die auf die Zahnersatz-Versicherung genauso bestand wie auf die Praxisgebühr, wird wieder Zeter und Mordio schreien angesichts des Chaos und mit dem Finger auf Schröder & Co. zeigen. b.wientjes@volksfreund.de

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