Koblenz - aufgewühlt und ab 2011 verwandelt

Für Koblenz ist die Bundesgartenschau 2011 ein "absoluter Glücksfall", sagt Hanspeter Faas, der Geschäftsführer der Buga GmbH. Es würden Investitionen von rund 500 Millionen Euro ausgelöst und die Stadt "deutlich nach vorn gebracht".

Koblenz. Hanspeter Faas zu ärgern, geht ganz einfach: "Man muss nur behaupten, Gartenschauen seien dazu da, Bäume und Blumen zu zeigen. Damit bringt man mich auf die Palme. Und zwar ganz nach oben." Den wahren Wert kennt kaum jemand besser als der 56-Jährige, der gewissermaßen Deutschlands "Mister Gartenschau" ist. Die Buga Koblenz ist die neunte Gartenschau, für die Faas als Geschäftsführer verantwortlich zeichnet. Insgesamt war er an 15 Landes-, Bundes- oder Internationalen Gartenschauen beteiligt. Sein Credo: Nachhaltigkeit, sein dickstes Ding bisher: die Buga 2005 in München auf 200 Hektar Fläche. Am Zusammenfluss von Rhein und Mosel werden es "nur" 40 Hektar sein, aber die Herausforderung sei größer. Wie auch der öffentliche Nutzen. Ging es in München darum, den zehn Kilometer vom Zentrum entfernten Stadtteil Riem vom Flughafengelände zur Messestadt umzuwandeln, "sind wir mit der Buga 2011 mitten in der Stadt". Und zwar in der Stadt, zu der dem aus Lörrach (Baden-Württemberg) stammenden Faas "früher nicht viel einfiel außer Wein und Bundeswehr". Was, wie er heute beteuert, "eine krasse, aber weit verbreitete Fehleinschätzung war: Koblenz ist schön. Die Buga macht es noch schöner. Den wahren Nutzen erlebt die Stadt erst nach 2011".

Ursprünglich hatte sich Koblenz für die Ausrichtung der Buga 2013 oder 2015 beworben. Erfolglos. Dann zog Duisburg seine Zusage für 2011 zurück - und Koblenz sprang ein. So kommt 60 Jahre nach der ersten Buga 1951 in Hannover erstmals eine rheinland-pfälzische Stadt zum Zuge.

Blumen und Bäume werden reichlich gepflanzt, grundsätzlich aber geht es darum, städtebauliche Potenziale zu nutzen und planerische Sünden und Versäumnisse vergessen zu machen. Auch wenn das aktuelle Baustellengewimmel diese Vorstellung erschwert. Beispiel Kurfürstliches Schloss, dessen Gelände (8,6 Hektar) laut Faas "nie in der Stadt angekommen und nicht für die Menschen erlebbar war". Das ändert sich grundlegend: Die bedeutendste Schlossanlage am Mittelrhein wird zur City hin orientiert. Autos parken künftig in einer Tiefgarage, darüber entstehen Grünflächen. Der Garten hinter dem Schloss erhält sein historisches Aussehen zurück und wird terrassenförmig zum Rhein hin gestaltet. Das gesamte Areal wird mit vielfältigen Pflanzenarten, Wasserflächen, Springbrunnen, radialen Stufenanlagen und Sitzmauern ausgestattet.

Der kleinste Bereich (2,2 Hektar) ist der Blumenhof, innerstädtisches Kleinod hinter dem Deutschen Eck zwischen Kastorkirche und Deutschherrenhaus. Faas: "Hier entsteht ein Ort der Ruhe, der die Besucher weltliche und christliche Kunst erleben lässt." Das Blumenhof-Areal besteht aus drei etwa gleich großen Höfen, in denen zwischen Skulpturen und Pflanzenfeldern Ausstellungen und Kulturveranstaltungen stattfinden sollen.

Mit 27 Hektar ist das Plateau vor der Festung Ehrenbreitstein der größte Buga-Bereich. Hier entsteht ein großzügiger Landschaftspark als Entree zur Festung. Der Vorplatz wird nach historischen Maßstäben ein "freies Schussfeld" bilden, wie es einst zur Verteidigung der Festung benötigt wurde. Über das Plateau verläuft eine diagonale Hauptachse von der Seilbahn-Bergstation zum Festungs-Entree. Auf der Fläche selbst finden die Besucher ein Orchideenwäldchen, aufgelassene Weinberge, Trockenbiotope, Streuobstwiesen, Gärten, Spielplätze und an den Rändern des Hangs Lebensräume für gefährdete Tierarten.

Das Land Rheinland-Pfalz nutzt die Gelegenheit, bislang brachliegende Teile der Festung auszubauen und zugänglich zu machen. Thomas Metz (55), Direktor der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE), spricht von einem "spannenden baukulturellen Ensemble, das über die Festungs- und Baugeschichte erzählen soll". Wobei kulinarische Bedürfnisse nicht zu kurz kommen. Bislang gibt es auf Ehrenbreitstein (zugleich Sitz des Rheinischen Landesmuseums Koblenz) einen Gastonomiebetrieb, ab 2011 werden es drei sein. So entsteht in der 60 Jahre lang ungenutzten "Langen Linie" eine Vinothek.

Die angestrebte Nachhaltigkeit hat ihren Preis: 102 Millionen Euro kostet die Buga mit dem Motto "Koblenz verwandelt"; die Stadt trägt 28 Millionen Euro. Geschäftsführer Faas verweist auf neue Schätzungen, wonach das Jahrzehnt-Ereignis Investitionen von 500 Millionen Euro auslösen und zu einem gewaltigen Wirtschaftsfaktor mutieren werde. Gut für Koblenz: Im Umkreis von 160 Kilometern lebt ein Viertel der deutschen Bevölkerung. Das lässt die angestrebte Besucherzahl von zwei Millionen als sehr realistisch erscheinen. Noch besser für Koblenz: Wenn der Buga-Rummel vorbei ist, bleibt ein neues Stadtbild.

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