Kommentar

Zuletzt hatte es Donald Trump mit Steak und Succotash probiert, einem Bohnen-Mais-Eintopf. Beim Abendessen am Montag im Weißen Haus mit Senatoren versuchte der Präsident seine Gesundheitsreform zu retten.

Doch während drinnen gespeist wurde, verkündeten draußen zwei weitere Republikaner ihr Nein zu dem Entwurf - und besiegelten damit das Ende des wichtigsten Trumpschen Wahlversprechens. Willkommen in Washington, Mr. Präsident! Ein halbes Jahr nach seinem Amtsantritt hat der Außenseiter Trump eine zentrale politische Lektion erteilt bekommen - und zwar auf die harte Weise: Dass selbst der mächtigste Mann der Welt nicht allmächtig ist. Dass er sich Verbündete in den eigenen Reihen suchen muss. Oder anders gesagt: demokratische Mehrheiten. Für die Republikaner ist das Scheitern des Gesetzes eine Blamage. Sieben Jahre lang hatten sie die Abschaffung von Obamacare versprochen, der Reform von Trumps Vorgänger Barack Obama. Kaum in der Regierung erweist sich die Partei jedoch als handlungsunfähig und gespalten. Den einen war der Entwurf zu radikal, den anderen nicht radikal genug. Für Trump allerdings ist die Absage der Kongressabstimmung weit mehr als eine Peinlichkeit. Sie beschädigt seinen Nimbus. Trump ist angetreten, den verachteten Hauptstadtpolitikern zu zeigen, wo es langgeht. Stattdessen hat ihm Washington gezeigt, dass Großmäuligkeit zum Regieren nicht reicht. Der Präsident hat unterstellt, dass ihm die Gefolgschaft seiner Parteifreunde sicher ist. Ein fataler Irrtum. Die Abgeordneten und Senatoren kennen nur einen Maßstab: die eigene Wiederwahl. Loyalität ist in Washington eine Kategorie politischer Opportunität. Die Zweifel wachsen, dass er nun seine Steuer- und Infrastrukturreform durchbekommen wird. Trump ist in dem Sumpf stecken geblieben, den er auszutrocknen versprochen hat. Bislang schien keiner seiner Skandale der Zustimmung in der eigenen Wählerschaft etwas anhaben zu können. Doch eines verlangen die meisten Amerikaner von ihrem Präsidenten: Führungsstärke. Trumps Strategie, sich als Opfer der Washingtoner Verhältnisse darzustellen, wird auf Dauer nicht verfangen. In vielen Ländern der Welt wäre die Regierung nach einer solchen Niederlage am Ende. Trump gab sich siegessicher wie gewohnt. Nun müsse man eben zuerst Obamacare abschaffen, twitterte er. Danach könne man gemeinsam mit den Demokraten einen neuen Plan erarbeiten. Dann gab der Präsident denen, die er braucht, noch einen mit: "Sie haben uns im Stich gelassen." Es klingt nicht so, als hätte er etwas gelernt. nachrichten.red@volksfreund.de

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