Kommunen im Land wollen Alkohol in Bussen und Bahnen verbieten

Trier · Die Kommunen im Land wollen ähnlich wie in Hamburg ein Alkoholverbot in Bussen und Bahnen. In der Region stehen die Chancen dafür schlecht. Die Verkehrsverbünde und die Trierer Stadtwerke sind dagegen.

Seit Donnerstag sind die Busse und Bahnen in Hamburg "trockengelegt": Es gilt ein striktes Alkoholverbot. Fahrgästen, die sich nicht dran halten, droht ab Oktober ein Bußgeld. "Gut so", sagt Winfried Manns, Ex-Bürgermeister von Konz und jetzt Geschäftsführer des rheinland-pfälzischen Gemeinde- und Städtebundes. "Wer im Bus oder im Zug trinkt, muss raus", fordert Manns, der vor drei Jahren als Bürgermeister ein teilweises Alkoholverbot in der Öffentlichkeit von Konz durchgesetzt hat. Der Gemeinde- und Städtebund werde seine Mitglieder bei entsprechenden Initiativen in den jeweiligen Verkehrsverbünden unterstützen. Allerdings muss er einräumen, dass ihm kein Alkoholexzess im Nahverkehr in der Region bekannt sei. Man werde das Thema besprechen, sehe jedoch keinen weiteren Handlungsbedarf, sagt Karin Besel vom Verkehrsverbund Region Trier (VRT). Der Verbund koordiniert den gesamten Nahverkehr in der Region. Besel verweist auf die bereits jetzt geltenden Tarifbestimmungen, nach denen Personen, "die unter dem Einfluss alkoholischer Getränke oder anderer berauschender Mittel stehen", von der Beförderung ausgeschlossen werden können. Das gilt auch für die Busse der Trierer Stadtwerke (SWT). Da Alkoholexzesse in den Stadtbussen eher die Ausnahme als die Regel seien, sei ein generelles Alkoholverbot "zulasten aller Fahrgäste derzeit weder angezeigt noch geplant", sagt SWT-Sprecher Carsten Grasmück. Auch beim für die Nahverkehrszüge zuständigen Zweckverband SPNV Nord sieht man keinen Bedarf für ein generelles Alkoholverbot und verweist ebenfalls auf die gültigen Beförderungsbedingungen. Auf wenig Gegenliebe stößt der Hamburger Vorstoß auch beim Land. Aus dem für Verkehr zuständigen Innenministerium verlautete, dass man wenig von einer landesweiten Regelung halte.
PRO VERBOT

Von Bernd Wientjes

Legt die Busse endlich trocken! "Den Kindern zum Vorbild" steht auf vielen Ampeln. Das sollte künftig auch in allen Bussen und Bahnen stehen. Denn wer bei Rot über die Straße geht, ist genauso ein schlechtes Vorbild wie biertrinkende Nutzer des Öffentlichen Nahverkehrs. Wer am Wochenende schon mal mit der Bahn unterwegs war, kennt das: Horden von grölenden, betrunkenen Kegelclubs, die die Weinflaschen kreisen lassen. Schluss damit: Legt Busse und Bahnen endlich trocken! Genau wie Hamburg es getan hat - ein generelles Alkoholverbot im Öffentlichen Nahverkehr. Keiner muss sein Feierabend- Bier unbedingt schon im Zug oder im Bus kippen - vor den Augen von Kindern und Jugendlichen. Wie sollen Eltern ihrem Nachwuchs einen vernünftigen Umgang mit Alkohol beibringen, wenn sie mittlerweile fast überall nur trinkende Menschen sehen? Einige Städte in der Region haben bereits gute Erfahrungen mit solchen zumindest örtlich begrenzten Alkoholverboten gemacht. Warum nicht auch in Bussen und Bahnen. Das dann aber auch streng kontrolliert und bei Nichteinhaltung bestraft werden muss.
b.wientjes@volksfreund.de
KONTRA VERBOT

Von Rolf Seydewitz

Legt die Regulierer an die Leine! War doch klar, dass sich die Gesundheitsapostel und Regulierungsfanatiker nach dem Rauchverbot in der Gastronomie ein neues Betätigungsfeld suchen würden. Jetzt haben sie es gefunden, wenn auch vorläufig noch lokal und auf den Öffentlichen Personennahverkehr in Hamburg begrenzt. Wer dort Alkohol trinkt, dem droht künftig ein sattes Bußgeld. Abschrecken lassen wird sich davon niemand. Es wird höchstens zu aberwitzigen Szenen kommen. Man kann sich schon den Schaffner vorstellen, der an der Flasche des Fahrgastes nippt und kontrolliert, ob wirklich nur O-Saft drin ist, wie das Etikett suggeriert. Völlig abstrus. Aber Spaß beiseite: Der Hamburger Vorstoß ist nur der Anfang, eine Art Testballon. Andere Städte werden folgen, und sie werden sich bei den Alkoholrestriktionen im Laufe der Zeit gegenseitig übertreffen. Eines Tages wird von den klammen Kommunen dann jeder zur Kasse gebeten werden, der auf der Straße auch nur friedlich sein Bierchen schlürft. Schöne Aussichten sind das nur für Regulierungswütige. Höchste Zeit, dass sie an die Leine gelegt werden!
r.seydewitz@volksfreund.de

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