Kontraproduktive Kritik

Eine Tarifgemeinschaft ist eine Gemeinschaft, die Tarife aushandelt. Und große Koalition bedeutet großes Bündnis. Im Konflikt um den öffentlichen Dienst ist von beidem nichts zu spüren. SPD und CDU streiten wie die Kesselflicker, obwohl sie in Berlin gemeinsam regieren und obwohl sie bei den Verhandlungen mit Verdi gemeinsam auf der Arbeitgeberbank sitzen.

Wahlkampf macht unvernünftig. Vor allem die SPD. Ihre Angriffe auf Verhandlungsführer Hartmut Möllring (CDU) sind kontraproduktiv. Mag sein, dass Möllring eine harte Linie fährt - sein Mandat dafür hat er von der Tarifgemeinschaft der Länder, in der auch SPD-Regierungen sitzen. Will man das Mandat ändern, muss man es dort tun. Die öffentliche Auseinandersetzung bestärkt nur die Gewerkschaft und verlängert den Streik. Und was soll die Drohung mit einem Austritt aus der Tarifgemeinschaft? Das wird ein Eigentor, denn damit könnte die Union gut leben, Verdi aber nicht. Gestern hat die SPD-Führung offenbar bemerkt, dass einige ihrer Leute sich bei ihrer Möllring-Kritik verrannt haben. Eine Schlichtung müsse her, lautet die neue Losung. Aber die setzt ein Scheitern der Verhandlungen voraus. Nein, es gibt für die SPD in diesem Tarifkonflikt keinen anderen Weg, als sich mit der Union auf eine Linie zu verständigen und diese auch durchzuhalten. Arbeitgeber und Arbeitnehmer zugleich sein zu wollen, diese Haltung nutzt niemandem. nachrichten.red@volksfreund.de

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