Kraftwerksdirektor: Cattenom ist sicher

Cattenom · Eine Katastrophe wie in Japan schließt der Direktor des Kernkraftwerks Cattenom aus. Die Anlage sei sicher, sagte er am Mittwoch bei einer Pressekonferenz. Gleichwohl zeigte er Verständnis für die Kritik aus Deutschland.

 Cattenom ade: Ginge es nach dem Willen der Menschen in der Region, würde das Atomkraftwerk in Frankreich abgeschaltet werden.TV-Foto: Patrick Wiermer

Cattenom ade: Ginge es nach dem Willen der Menschen in der Region, würde das Atomkraftwerk in Frankreich abgeschaltet werden.TV-Foto: Patrick Wiermer

Stéphane Dupré-la-Tour versuchte, die Gemüter zu beruhigen. Die Anlage in Cattenom sei sicher, betonte der Direktor des Atomkraftwerkes anlässlich der Vorstellung des Geschäftsberichts 2010. Sie könne auch Flugzeugabstürze verkraften. Zumindest die von kleinen Maschinen wie Cessnas oder Learjets. Bei größeren Flugzeugen blieb er jedoch undeutlich. Über Cattenom bestehe eine Flugverbotszone im Radius von fünf Kilometern. Auch Erdbeben könnten dem Kraftwerk nichts antun, vorausgesetzt, sie überschreiten nicht 5,4 auf der Richter-Skala. Ebenso sei für die Notkühlung gesorgt. Allen vier Reaktoren stünden jeweils zwei Diesel-Generatoren zur Verfügung und mehrere Batterien. Gespeist würden diese Maschinen von fünf unabhängigen Stromquellen.

Doch ganz so problemlos laufen die vier Reaktoren nicht. Dreimal schaltete sich einer von ihnen im vergangenen Jahr automatisch ab (der Trierische Volksfreund berichtete). Einmal sei die Ursache menschliches Versagen gewesen. Als Erklärung nannte Dupré-la-Tour die hohen Sicherheitsanforderungen in der Anlage. Offiziell sechs sogenannte Anomalien der Stufe eins auf der sieben Punkte zählenden internationalen nuklearen Störfälle-Skala wurden 2010 in Cattenom verzeichnet. Jedes Land bestimme selbst, wie schwer eine Störung einzustufen ist, daher würden die Zwischenfälle in Deutschland womöglich anders bewertet.

Die besorgten Bürgermeister Luxemburgs und Deutschlands lud Dupré-la-Tour zu einem Besuch nach Cattenom ein. Auch den Regierungen stünde man Rede und Antwort. Er zeigte Verständnis für Sorgen aus der Großregion. Die Kritik liege aber am mangelnden Wissen über die hohen Sicherheitsstandards im Kraftwerk. Die Stadt Trier und der Kreis Trier-Saarburg haben sich für eine Abschaltung des Kraftwerks ausgesprochen und eine umfassende Überprüfung der Anlage gefordert. Im Mai nehme die Anlage an dem Stresstest der EU teil, sagte Kraftwerksdirektor Dupré-la-Tour.

Wenn die französische Atomaufsichtsbehörde es erlaube, könnten auch deutsche und luxemburgische Experten daran teilnehmen. Er sagte zudem zu, dass die Bevölkerung künftig ausführlicher über Störfälle informiert werde. Ab Sommer soll die Internetseite des Atomkraftwerks auch auf Deutsch angeboten werden. Unterdessen haben das Saarland und Dupré-la-Tour einen besseren Informationsaustausch vereinbart. Dazu soll auch ein jährliches Treffen gehören.

Im rheinland-pfälzischen Umweltministerium verwies man auf Anfrage des Trierischen Volksfreunds auf den bereits bestehenden Austausch etwa in der deutsch-französischen Kommission und den alle drei Monate stattfindenden Treffen in Metz mit den Kraftwerksbetreibern und Vertretern aus Luxemburg und dem Saarland.

EXTRA

GEFAHRENABWEHRPLAN



Es spiele im Ernstfall keine Rolle, dass der Gefahrenabwehrplan des Kernkraftwerks Cattenom nicht auf Deutsch vorliege. Damit reagierte Josef Peter Mertes, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier auf Kritik am Katastrophenschutz (der TV berichtete). In der für den Katastrophenschutz zuständigen ADD gebe es genügend Mitarbeiter, die fließend Französisch sprächen und die im Notfall mit den Kraftwerksbetreibern und den französischen Katastrophenschützern kommunizieren könnten. Mit einem Plan könne man dann womöglich sowieso nichts anfangen, so Mertes. ADD-Mitarbeiter würden im Ernstfall nach Cattenom fahren und im dortigen Lagezentrum Informationen aus erster Hand bekommen. Im Übrigen habe die ADD sich bemüht, eine deutsche Übersetzung des Gefahrenabwehrplans zu bekommen, so Mertes. Doch entgegen den Informationen des Trierischen Volksfreunds liegt auch der Kreisverwaltung Trier-Saarburg eine solche angeblich nicht vor. wie

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