Kriminalstatistik zeigt: Weniger Gewaltdelikte, mehr fremdenfeindliche Straftaten

Berlin · Seit Jahren steigt die Zahl der Einbrüche in Deutschland. Diese Tendenz wird auch durch die neue Kriminalstatistik untermauert.

Die Gesamtzahl der Straftaten lag 2014 erstmals seit 2009 wieder knapp über sechs Millionen. Trotzdem fand Innenminister Thomas de Maizière (CDU) gestern bei der Vorstellung der Kriminalstatistik für 2014, "dass wir in Deutschland alles in allem sicher leben können".

Was sind die großen Trends im Kriminalitätsgeschehen?
Zurückgegangen ist die Zahl der Gewaltdelikte auf jetzt noch rund 181.000 Fälle. 7345 Fälle von Vergewaltigung oder sexueller Nötigung wurden gemeldet (minus 0,9 Prozent) und 125.752 Körperverletzungen (minus 1,7). Morde gab es nur 57. Stark zugenommen haben Betrugsdelikte, darunter Internetbetrug, um 3,3 Prozent auf fast eine Million. Platz zwei nimmt mit 365.000 Fällen der Ladendiebstahl ein, gefolgt vom Fahrradklau (339.000-mal gemeldet).

Gibt es besonders unsichere Gegenden?
Die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen liegen vorn: Kriminalität ist ein Großstadtphänomen. Sie kommen auf 12.000 bis 15.000 Fälle je 100.000 Einwohner. Bayern (5100) und Baden-Württemberg (5600) stehen weit besser da. Gefährlichste Großstadt Deutschlands bleibt Frankfurt (16.900).

Welche Entwicklungen machen besonders Sorgen?
Die Zunahme der Zahl der Wohnungseinbrüche auf jetzt rund 152.000. Zum Vergleich: 2009 waren es "nur" 113.000 Fälle. Laut de Maizière sind die Täter zunehmend reisende Banden, oft mit Basis in Südosteuropa. Deshalb will man dieses Delikt nun wie die Organisierte Kriminalität bekämpfen - mit besserer Koordination der Bundes- und Landeskriminalämter und Datenaustausch bis ins Ausland hinein. Denn die Aufklärungsquote ist mit nur 15,9 Prozent bisher vergleichsweise erbärmlich. In der Koalition wird zudem schon über Strafverschärfungen sowie eine steuerliche Förderung von Sicherungsmaßnahmen an Wohnungen diskutiert. Um sieben Prozent zugenommen hat die Zahl der Straftaten gegen Polizisten und Rettungskräfte. Die Länder wollen die Beamten deshalb nach und nach mit Body-Cams, kleinen Videokameras an Kleidung oder Helm, ausstatten.

Wer sind die Täter?
In der Kriminalstatistik geht es immer nur um Tatverdächtige - wie viele tatsächlich verurteilt werden, sagt sie nicht aus. Die 30 bis 40-Jährigen stellen mit 429.000 Verdächtigen die Hauptgruppe, gefolgt von den 14-bis 21-Jährigen (382.000). Unverändert sind ein Viertel aller Tatverdächtigen weiblich. Überproportional hoch ist der Anteil der Ausländer mit rund 28 Prozent. Allerdings lasse sich daraus nicht die Aussage treffen, dass sie krimineller seien als Deutsche, betonte de Maiziere. Unter anderem deshalb, weil nur sie ausländerspezifische Straftaten wie illegale Einreise und Ähnliches (156.000 Fälle) begehen können.

Wie erfolgreich arbeitet die Polizei?
Die Aufklärungsquote liegt bei 54,9 Prozent und hat sich stetig verbessert. Mörder, Entführer, Vergewaltiger oder große Drogendealer gehen der Polizei mit Aufklärungsquoten von meist über 90 Prozent kaum durch die Lappen. Anderswo sind die Ermittlungserfolge kläglich - etwa bei Fahrrad- und Taschendieben.

Spiegeln sich auch die großen Weltkonflikte wider?
Eindeutig. Mit 32.7000 Taten (plus 3,3 Prozent) wurde ein Höchststand bei politisch motivierter Kriminalität erreicht. Erschreckend: Die Zahl der fremdenfeindlichen Straftaten, darunter auch Angriffe auf Asylbewerberheime, nahm um 21,5 Prozent zu, die der antisemitischen Vorfälle gar um 25,2 Prozent.

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