Kritische Situation

Die Bauern schon wieder! Mal ist es ihnen zu trocken, mal zu nass, mal zu kalt und dann wieder zu warm. Mal wächst zu viel, im nächsten Jahr zu wenig. Petrus kann es den Landwirten sowieso nie recht machen. Jetzt stöhnen alle über die Hitze - und die Landwirtschaft jammert kräftig mit. Über geringere Erntemengen, verdörrte Wiesen, einen eklatanten Mangel an Viehfutter und über die Bedrohung von Existenzen. Pauschale Diskussionen wie diese werden zur Zeit viele geführt, und daran sind die Landwirte nicht ganz schuldlos. Denn auch in besseren Zeiten wurde geklagt und gezetert, gefordert und nach Förderung gerufen. Dennoch, was vor allem die Milch und Fleisch produzierenden Betriebe, aber auch die Ackerbauern derzeit erleben, geht zum Teil weit über das Maß normaler Wetterkapriolen hinaus, die zur Landwirtschaft dazu gehören und die verkraftbar sind. Wiesen, die verdorren, Getreide, das kaum Ertrag bringt, Raps, der zum Totalausfall wird, Maiskolben ohne Inhalt - da ist dann sehr schnell Schluss mit lustig für die Bauern in Eifel, Hunsrück oder Westerwald. Wer jetzt teilweise das verfüttern muss, was er eigentlich für die langen Wintermonate in Scheune und Silo gefahren hat, dem muss es gestattet sein, auf die Gefährdung der Existenz hinzuweisen und zwar mit Nachdruck. Denn je knapper das Futter, desto billiger das Vieh, um so geringer die Einnahmen. Diese Gleichung gilt unverändert. Dass der Bauernverband in dieser Situation die Politik mit Nachdruck zum Handeln auffordert, ist deshalb vernünftig und nachvollziehbar. Denn viele Betriebe kommen schon in normalen Jahren nur noch eben so über die Runden. Für sie ist die diesjährige Wetter- und Erntesituation deshalb in der Tat für viele betroffene Betriebe eine existenzielle Bedrohung. Genau für diesen Fall lässt das EU-Recht finanzielle Hilfen zu. Das Bundeslandwirtschaftsministerium täte gut daran, diese Spielräume zu nutzen. d.schwickerath@volksfreund.de

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