Kühles Wetter kann ein Segen sein

TRIER. Was Grillfreunde auf die Palme treibt, ist den Waldschützern willkommen: Regen. Nur feuchtes, kühles Wetter kann in weiten Teilen der Region eine Borkenkäfer-Katastrophe verhindern.

"Die Käfer sitzen schon in den Startlöchern", sagt Michael Nuhn vom Forstamt Neuerburg. Jetzt müsse es nur noch sehr warm und trocken werden, dann wäre eine Borkenkäferplage nicht mehr aufzuhalten. Sein Kollege Peter Wind vom Forstamt Prüm befürchtet gleichfalls Schlimmes bei Trockenheit. Und auch die übrigen Forstämter in Eifel und Hunsrück wollen zwar keine Panikmache betreiben. Entwarnung gibt jedoch niemand. Nur an der Mosel hält sich die Gefahr in Grenzen. Gundolf Bartmann vom Forstamt Trier führt das auf besser angepasste Bepflanzung, aber auch günstigeres Klima zurück. Die nächsten zwei bis drei Wochen werden spannend. Unter (für sie) günstigen Umständen vermehrten sich Borkenkäfer explosionsartig. Jedes Weibchen legt circa 30 Eier. Drei Generationen kann es im Jahr geben. Das macht pro Käferpaar 2700 Nachkommen. Genug, um die Nadelbäume der Region nachhaltig zu schädigen und die Etats der Forstbesitzer dazu; Käferholz erzielt nur noch 50 Prozent des Normalpreises. Hinzu kommt, dass sich erst nach 40 Jahren der Aufwand für einen Baum amortisiert. Müssen Bäume früher ausgeschlagen werden, bedeutet das Verluste.Die nächsten Wochen werden spannend

Im Moment ist das Unheil noch unsichtbar. Die Forstleute haben allerdings einen wichtigen Hinweis entdeckt. Wird nämlich derzeit Holz ausgeschlagen und nicht unverzüglich aus dem Wald entfernt, werden die Stämme nach wenigen Tagen von Borkenkäfern regelrecht überfallen. Die Schädlinge sind also hoch aktiv. Bäume können sich wehren. Sie sondern Harz aus, verkleben die Gänge und töten ihre Bewohner. In feuchten Jahren tun Pilze ihr Teil zur Käferbekämpfung dazu. Deswegen bleibt die Plage normalerweise begrenzt. Sind die Bäume allerdings schon geschwächt, haben die Schädlinge leichtes Spiel. Die Abwehrmechanismen funktionieren nicht mehr. Kommt dann noch heiße, trockene Witterung dazu, sieht es für die Fichten schlecht aus. Dann werden auch starke Bäume zur Zielscheibe für Schädlings-Attacken. Um den Wald in Rheinland-Pfalz steht es ohnehin nicht allzu gut. Das aktuelle Schadensniveau hat sich gegenüber den 80er-Jahren deutlich erhöht. Zu dem Ergebnis kommt der Waldzustandsbericht von 2003. Nur 26 Prozent aller Bäume haben keine Schadmerkmale, 41 Prozent sind schwach und 33 Prozent deutlich geschädigt. Ein reiches Feld für Schädlinge aller Art. Den großen Befreiungsschlag gegen die Plage gibt es nicht. Die Forstämter beschränken sich auf intensive Einzelmaßnahmen. Sie beobachten, schlagen befallenes Holz aus, fahren es mindestens 1000 Meter aus dem Wald. Karl-Ludwig Penzlin vom Forstamt Daun gibt die Parole aus: "Augen auf! Dranbleiben!" Die Bürger und Spaziergänger können wenig tun. Die Forstämter empfehlen auf ihrer Internet-Seite Müllvermeidung, Energiesparen, Konzentration auf regionale Produkte und Heizen mit Holz. Das ist sicherlich ehrenwert, hilft aber derzeit nicht entscheidend weiter. Wichtiger ist da schon, die allgemeine Aufmerksamkeit für Wald, Waldnutzung und Waldgefährdung zu wecken. Gundolf Bartmann: "Ich bin für jede Sensibilisierung der Öffentlichkeit dankbar." Internet-Adressen zum Thema: www.uni-kl.de/FVA/de und www.wald-rlp.de

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