Kultur des Todes

Terrorismus, wie wir ihn derzeit weltweit erleben, hat es nicht erst seit den Anschlägen des 11. September 2001 gegeben. Die Olympischen Spiele in München, der PanAm-Jet über Lockerbie, eine Discothek in Berlin sind nur einige historische Beispiele für ein Phänomen, das derzeit mit zuvor niemals gesehener diabolischer Planung und eiskalt kalkulierter Schockwirkung und Zerstörungsgewalt die Menschen in Atem hält.

Madrid, Moskau, Tel Aviv, Bagdad, Bali, Jakarta - und nunBeslan, wo Kinder ganz bewusst als Ziele ausgewählt wurden. In einigen dieser Fälle geben die Mörder vor, ihre Bluttaten mit politischen Zielen zu verbinden. Doch ist es tatsächlich nur der angebliche Wunsch zu Veränderungen, der zu einer Kultur des Todes geführt hat, bei der sich das Leitmotiv der Terror-Propagandisten in dem Zitat zusammenfassen lässt: "Ihr liebt das Leben, wir lieben den Tod?" Ein einflussreicher Kommentator des arabischen Fernsehsenders Al-Arabija hat am Donnerstag angesichts des Beslan-Massakers eine bemerkenswerte Aussage getroffen, die für große Erregung im islamischen Lager gesorgt hat: Nicht alle Moslems sind Terroristen, aber fast alle Terroristen - und ihre zahlreichen Anhänger - Moslems. In einer Zeit, wo unschuldige Opfer als "Ungläubige" verhöhnt werden und eine barbarische Massenbewegung sich auf einen"Heiligen Krieg" im Sinne des Koran beruft, verdient deshalb auch diese Frage Beachtung: Ist eigentlich noch der weit verbreitete, weil als politisch korrekt geltende Ansatz haltbar, dass einige wenige den Islam für ihre Zwecke "gekapert" haben? Oder ist es nicht so, dass der Islam mit seinen teilweise radikalen Thesen immer mehr Menschen "kapert?" Darüber zu debattieren und nicht nur - wie es zuletzt unglücklicherweise der EU-Vertreter Bernard Bot beim Massenmord von Beslan getan hat - einen Teil der Schuld im Opferstaat zu suchen, wäre ein neuer Ansatz, um zu den Wurzeln zu religiösen Hasses zu gelangen. Denn wo dieser Hass gegen "ungläubige" Christen und Juden schon im Kindesalter gesät wird, ist hinlänglich bekannt: In den religiösen Schulen Saudi-Arabiens, des Iran und Syriens. Hier sind (auch durch politischen Druck der USA und Europa) Veränderungen möglich - aber letztlich wohl nur, wenn sich endlich jene islamischen Führer, die sich als "moderat" verkaufen, dazu aufraffen, die Kultur des Todes in den eigenen Reihen vehement zu verdammen. Nur wenn die modernen Barbaren auch im arabischen Lagerisoliert werden, wird es Hoffnung auf friedlichere Zeiten geben. nachrichten.red@volksfreund.de

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