Land in Sicht für Hans-Joachim Doerfert

Trier · Achter Verhandlungstag im Prozess gegen den Trierer Gesundheitsmanager Hans-Joachim Doer fert: Eigentlich sollte gestern plädiert werden. Doch die Verhandlung zieht sich hin. Für den Angeklagten scheint Land in Sicht.

Trier. Als der Prozesstag am späten Montagnachmittag zu Ende geht, ist Doerfert-Verteidiger Paul Greinert bester Stimmung. "Damit ist der Hauptvorwurf vom Tisch", frohlockt Greinert, "von der Anklage der Staatsanwaltschaft bleibt nicht mehr viel übrig." Ob der Trierer Rechtsanwalt mit seiner Einschätzung recht behält, wird sich zwar frühestens am ersten Dienstag im Juli zeigen. Aber zumindest einen Punktsieg hat die Verteidigung am achten Prozesstag eingefahren - das ist unbestritten.
Denn einer der für den umtriebigen Trierer Gesundheitsmanager gefährlichsten Vorwürfe - veruntreuende Unterschlagung - könnte vom Tisch sein, wenn sich Doerferts Aussagen bewahrheiten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem 67-jährigen Angeklagten in dem seit Mitte April laufenden Prozess unter anderem vor, einen für eine Trierer Firma bestimmten Scheck über 30 000 Euro auf sein Privatkonto eingelöst und damit teilweise Schulden einer anderen Firma getilgt zu haben. Doerfert bestreitet dies.
Und angeblich kann der Pensionär auch belegen, dass er das Geld nur einige Zeit auf seinem Konto "geparkt" hat, um es später an den eigentlichen Adressaten weiterzuleiten. Gelingt ihm dieser Nachweis, ist Doerfert zwar noch nicht ganz aus dem Schneider. Doch der wie ein Damoklesschwert über dem ganzen Trierer Verfahren schwebende mögliche Widerruf einer noch laufenden Bewährung könnte damit vom Tisch sein. Hans-Joachim Doerfert bliebe wohl selbst dann auf freiem Fuß, wenn ihn das Trierer Wirtschaftsschöffengericht am Ende etwa wegen der ebenfalls angeklagten Insolvenzverschleppung verurteilen sollte.
Doch so weit ist es noch nicht. Frühestens am übernächsten Prozesstag ist mit einem Schuld- oder Freispruch zu rechnen. Für kommenden Dienstag werden noch einmal Zeugen geladen, die Licht in das bisweilen nicht gerade einfach zu durchschauende Geschäftsgebaren der beiden Pleite gegangenen Firmen Viomed AG und Clinic Investment Corporation GmbH bringen sollen. Doerfert soll beide Firmen geleitet haben, sagt die Staatsanwaltschaft. "Ich war nur der Justiziar", sagt der Angeklagte. Für beide Versionen gibt es Zeugenaussagen.
Erwähnenswert ist vielleicht noch die Gelassenheit des Vorsitzenden Richters Helmut Reusch, den gestern selbst permanentes Handyklingeln nicht aus der Ruhe bringt. Sein einziger Kommentar: "Das ist ja wie in der Muppet-Show. Hier ist offenbar niemand in der Lage, sein Telefon auszuschalten."

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