Land kann Ziel von Terroristen werden

Trier/Mainz · Auch wenn die Szene der radikalen Islamisten in Rheinland-Pfalz im Vergleich zu anderen Bundesländern eher klein sei, könne das Land trotzdem jederzeit Ziel eines Terroranschlags werden. Das sagt der Islamexperte Marwan Abou-Taam vom Landeskriminalamt.

 Der Islamwissenschaftler Marwan Abou-Taam. Foto: Bundeszentrale für politische Bildung

Der Islamwissenschaftler Marwan Abou-Taam. Foto: Bundeszentrale für politische Bildung

Trier/Mainz. Deutschland steht im Visier des internationalen Terrorismus. Und damit auch Rheinland-Pfalz. Das sagt Marwan Abou-Taam. Der Islamwissenschaftler arbeitet für das Landeskriminalamt (LKA) Rheinland-Pfalz. Den Terroristen sei es egal, wo sie einen Anschlag verübten, sie hielten sich nicht an Ländergrenzen, sagt Abou-Taam. "Rheinland-Pfalz kann daher auch Ziel eines Terroranschlags werden", sagt der Wissenschaftler, der im Auftrag des Landeskriminalamtes die islamistische Szene in Rheinland-Pfalz beobachtet. Diese sei im Vergleich etwa zu Ballungsgebieten in Nordrhein-Westfalen oder Baden-Württemberg eher klein. Es gibt aus seiner Beobachtung heraus eine Handvoll Salafisten, also ultrakonservative, gewaltbereite Islamisten. Die Nähe zu islamistischen Zentren etwa in Bonn, Mannheim oder Offenbach lasse jedoch den Schluss zu, dass die hiesigen Islamisten auch Kontakte dorthin haben. So gebe es in Hessen und Baden-Württemberg, anders als in Rheinland-Pfalz, auch Prediger, die ihre Anhänger aufwiegelten und hetzten.
Viele der hier lebenden Muslime stünden in Verbindung zu der islamischen Bewegung Millî Görüs, der auch Moscheen gehören. Die Bewegung gilt zwar als antidemokratisch. Doch Verbindungen zum islamistischen Terrorismus konnten ihr bislang nicht nachgewiesen werden.
Die Bewegung sei mit radikalen Salafisten nicht zu vergleichen, sagt auch LKA-Experte Abou-Taam.
Er beobachtet, dass es auch in Rheinland-Pfalz Jugendliche gibt, die sich solchen radikalen Gruppen anschließen und in islamischen Ländern wie etwa Syrien geschult und ausgebildet werden. Doch nicht alle von ihnen gingen auch tatsächlich in den Kampf - etwa im Irak. "Viele sind Abenteurer oder Mitläufer", sagt Abou-Taam. ´Die Gruppen vermittelten ihnen eine Mischung aus Ideologie und Kampfromantik. Angeworben würden die Jugendlichen überwiegend über Propagandaseiten im Internet. Alle, die in den Camps der radikalislamistischen Gruppen im Ausland ausgebildet wurden, seien traumatisiert zurückgekommen, sagt der LKA-Experte.
Ein mutmaßlicher islamistischer Terrorist aus Belgien ist am Dienstag in Luxemburg verhaftet worden. Der Belgier ist nach einem Bericht des Luxemburger Tageblatts wegen eines von den spanischen Behörden ausgestellten europäischen Haftbefehls festgenommen worden. Der Mann soll an einer Terroroperation beteiligt gewesen sein. Den Ermittlern zufolge gehört er einem Netzwerk von Dschihadisten, den sogenannten Gotteskämpfern an, das unter anderem von der spanischen Exklave Melilla aus operiert haben soll. Der Belgier soll Ende 2012 in Syrien gewesen sein und neue Mitglieder für die Terrormiliz Islamischer Staat in Syrien und Al Kaida rekrutiert haben.

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