Landespolitik CDU setzt auf Bäuerin und Bürgermeister aus Wittlich

Mainz/Wittlich · Praktiker sollen Höfesterben stoppen und Wald retten. Spitzenkandidat handelt schon neuen Posten.

CDU-Spitzenkandidat Christian Baldauf verzichtet vor der Landtagswahl 2021 wohl darauf, ein Schattenkabinett zu präsentieren und damit Einblicke in eine Regierungsmannschaft zu geben, die er bei einem Wahlsieg aufstellen würde. „Um Posten geht es erst, wenn das Fell des Bären zu verteilen ist“, sagte der Pfälzer in Mainz. Seinem eigenen Lippenbekenntnis wurde der 53-Jährige trotzdem untreu und nannte einen Namen, den er in einer künftigen Regierung an Bord holen würde: Michael Rademacher, Professor für Ökologie und Biodiversität von der Technischen Hochschule in Bingen. Er soll eine Steuerungsstelle für Bioökonomie leiten, die Baldauf als Ministerpräsident gerne in der Staatskanzlei schaffen würde. Diese solle „Herzkammer einer Politik werden, die Umweltschutz mit Erhaltung des Wohlstands in Einklang bringt und altes Schwarz-Denken überwindet“, sagte der CDU-Spitzenkandidat, der bei der Wahl am 14. März 2021 Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) herausfordert.

Mit Rademacher soll ein Mann ohne CDU-Parteibuch helfen, die CDU grüner anzustreichen, ohne die schwarze Farbe zu übertünchen. Der 53-Jährige will besonders für Artenvielfalt kämpfen, bei der es in Rheinland-Pfalz „Pilotprojekte, aber nicht die große politische Klammer gibt“, wie er moniert. Stärker einbinden müsse die Politik Landwirte, die zu oft als „Buhmann“ hingestellt würden. Mit Landwirten arbeitet Rademacher auch bei der CDU zusammen. Er leitet eine von sieben Gruppen, die aus Experten bestehen, die der Partei inhaltlich frisches Blut für die Landtagswahl zuführen sollen. Baldauf spricht von „Praktikerteams“. Bei der Umwelt setzt er dabei auf Landfrau Rita Lanius-Heck und die Wittlicher Junglandwirtin  Magdalena Zelder. Sie setzt sich dafür ein, Bauern bei der regionalen Vermarktung besser zu unterstützen, um  Höfesterben zu stoppen. Kinder sollen vom Kita-Alter bis über die weiterführenden Schulen verpflichtend Höfe besuchen, die modern arbeiten. Solche Projekte seien in Rheinland-Pfalz „unterfinanziert“. Lanius-Heck fordert, Umwelt, Landwirtschaft, Weinbau und Wald wieder in einem Ministerium zu einen. Landwirte und Winzer litten unter „doppelten Ansprechpartnern“.

Joachim Rodenkirch, Bürgermeister von Wittlich und zuvor Förster, berät die Landes-CDU hingegen beim Wald. Ziel müsse es sein, den Wald klimastabil umzubauen, sagte Rodenkirch, der eine Prämie für CO2-Speicherung an Waldbesitzer anregte. Mehr Personal will die CDU in Forstämtern schaffen, mehr Geld soll in Waldforschung fließen. Ambitionen, in die Landespolitik zu wechseln, verneinte Rodenkirch.

Die Regierungsparteien äußerten Kritik. Sie rieben sich daran, dass die CDU nach fast 30 Jahren in der Opposition frühzeitig Posten handelt.  Alexander Schweitzer, SPD-Fraktionschef im Landtag, twitterte: „Bärenfellverteilweltmeister. Zumindest diesbezüglich ungeschlagen seit 1991: die CDU Rheinland-Pfalz.“ FDP-Spitzenkandidatin Daniela Schmitt lästerte, mehr Schreibtische in der Staatskanzlei seien noch kein Konzept. Der liberale Vulkaneifeler Landtagsabgeordnete Marco Weber sprang bei: „Scheibchenweise will die CDU ihre Pläne für eine schwarz-grüne Koalition vorstellen. Damit macht sich Christian Baldauf zur politischen Veggie-Fleischwurst des Landes.“

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