Lange Schlangen vor dem Stammessen

Trier/Berlin · Lange Warteschlangen, zu wenig Platz, zu wenig Zeit: Das deutsche Studentenwerk hat während einer Fachtagung in Trier vor Engpässen in der Hochschulgastronomie gewarnt. Viele Mensen seien der gestiegenen Zahl von Studierenden nicht gewachsen.

Trier/Berlin. 12.30 Uhr. Vor dem Stammessen hat sich eine lange Schlange gebildet. Über zwei Stockwerke windet sie sich hinab, ehe es im Untergeschoss der Mensa dann endlich die ersehnten Hähnchennuggets mit Pommes gibt. Sie sind allen Trends zum Trotz (siehe Hintergrund) das Lieblingsessen vieler Studierender. Noch länger wird die Schlange nur, wenn die legendäre Schokobanane auf dem Speiseplan steht - seit Jahrzehnten die begehrteste Süßspeise der Trierer Hochschulgastronomie.
Doch sind weder lange Schlangen noch die tägliche Suche nach einem freien Sitzplatz Schuld der Schokobanane. Schuld daran sind laut deutschem Studentenwerk ganz andere Dinge. Probleme, die fast jede deutsche Mensa betreffen.
Während einer Fachmesse an der Trierer Hochschule hat Achim Meyer auf der Heyde, Generalsekretär des deutschen Studentenwerks, am Mittwoch vor möglichen Engpässen in der Hochschulgastronomie gewarnt. "Wir haben 25 Prozent mehr Studierende als vor zehn Jahren", sagt er. Doch die Zahl der Sitzplätze in den Mensen sei nicht im gleichen Maße gestiegen, so dass vielerorts Platzmangel herrsche. Viele der 875 deutschen Mensen arbeiteten an ihren Kapazitätsgrenzen, betont der Generalsekretär.
Ein weiteres Problem: Durch die Verdichtung der Stundenpläne bleibe den Studierenden nur wenig Zeit zum Essen. Und durch den synchronisierten Takt der Lehrveranstaltungen hätten fast alle gleichzeitig Mittagspause. "Wir müssen in kürzeren Zeiträumen wesentlich mehr Gäste versorgen", sagt Achim Meyer auf der Heyde. Und das führe zu Warteschlangen. Der oberste Mensachef kritisiert, dass Bund und Länder kaum Mittel für "die soziale Infrastruktur" der Hochschulen bereitstellen, und fordert 200 Millionen Euro staatliche Förderung für den Ausbau der Mensakapazitäten.
Das Trierer Studiwerk hat das Platzproblem seiner Universitätsrestaurants allerdings bereits aus eigener Kraft behoben: Am Geocampus behilft man sich laut Geschäftsführer Andreas Wagner mit Seminarräumen, die die Uni zwischen 11 und 14 Uhr für Mensagäste bereitstellt. In der großen Mensa hingegen war eine bauliche Lösung nötig: "BigO" heißt eine elliptische Zwischenebene, die in den luftigen Speisesaal eingezogen wurde. Sie bietet seit 2012 rund 90 neue Sitzplätze und hat auch ein neues kulinarisches Angebot mir sich gebracht: ein täglich wechselndes Wok-Gericht, das einer Erhebung zufolge in der Beliebtheitsskala der Mensamenüs seitdem selbst den Burger und das Cordon bleu verdrängt hat. Die Schlange vor Hähnchennuggets und Schokobanane dürfte es allerdings kaum verkürzen.Extra

Zu den beliebtesten Mensagerichten zählen zwar immer noch Currywurst, Schnitzel, Hähnchen, panierter Fisch, Pasta und Pommes, doch gibt es laut Studiwerk einen ausgeprägten Trend hin zu vegetarischem und veganem Essen: 30 Prozent der Gäste wünschen das. Daher gibt es auch den Trend, "Gemüse als Hauptattraktion" zu inszenieren. Statt Kartoffeln oder Reis werden immer öfter "vergessene Körner" wie Quinoa oder Graupen gereicht. Besonders gefragt seien auch biologische, saiso-nale, fair gehandelte und regionale Speisen auf der einen und Fast Food zum Mitnehmen auf der anderen Seite. Während der "Australienwoche" wird in Trier auch mal Känguru an Macadamiasoße gereicht. kahExtra

Fakten aus der Mensawelt: Dem deutschen Studentenwerk zufolge nutzen 82 Prozent der Studierenden dreimal wöchentlich die Mensa. Auf 100 Studierende kommen 10,5 Tischplätze. Die drei Trierer Mensen bereiten im Schnitt täglich 6000 Essen zu. Das Stammessen kostet 2,40 Euro. kah

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