Lebensgefahr oder Null-Risiko?

TRIER. Wie gefährlich sind Windräder? "Lebensgefährlich", sagen die Gegner, "Unfälle sind die absolute Ausnahme", beruhigen die Windkraftbefürworter. Fest steht: Der Bruch des 35 Meter großen Rotorblattes gestern in Mehring ist kein Einzelfall.

Die Windkraftgegner frohlocken. Ein Unfall wie der in Mehring bestätigt sie: "Windräder sind lebensgefährlich, es ist ein Wunder, dass es bislang durch derartige Unfälle noch keine Toten gegeben hat", sagt Dieter Krämer. Er ist Sprecher des 1995 gegründeten Bundesverbandes Landschaftsschutz (BLS). Hauptziel des Verbandes ist es, die angebliche Landschaftszerstörung durch Windkraftanlagen zu verhindern. Für einen zwei Meter hohen Schuppen bekomme man in Deutschland keine Genehmigung, aber über hundert Meter hohe "rotierende, gefährliche Windmaschinen" seien erlaubt, ereifert sich Krämer. Den Genehmigungsbehörden sei das Risiko durch die Anlagen, von denen allein in der Eifel über 100 stehen, längst bekannt, doch unternähmen sie nichts, sagt der Landschaftsschützer. Keine Gefahr sehen hingegen die Befürworter der Windkraft. "Angesichts von bundesweit rund 18 000 Anlagen und bislang nur relativ wenigen Problemen stellt die öffentliche Sicherheit kein Problem dar", verteidigt Windenergie-Experte Berthold Hahn vom Institut für solare Energieversorgungstechnik in Kassel die Anlagen. Auch das Deutsche Windenergie-Institut in Wilhelmshaven bescheinigt den Windrädern neueren Typs eine "hohe Betriebssicherheit". Auch bei der Bundesregierung hält man die Anlagen für relativ sicher. Das Risiko einer Gefährdung von Personen entspreche dem ähnlich hoher Bauwerke wie etwa Hochspannungsleitungen, heißt es in einer Antwort auf eine Anfrage der FDP im vergangenen Jahr im Bundestag. Mehrere Windräder gleichen Typs in der Region

Das Windrad des Typs Enercon 70 in Mehring, bei dem gestern ein 35 Meter großes Rotorblatt abbrach, war erst vor ein paar Monaten errichtet worden. Insgesamt lieferte der ostfriesische Hersteller Enercon sechs solcher Anlagen nach Mehring. Auch an anderen Standorten in der Region stehen Windräder dieses Herstellers. Es war auf jeden Fall nicht das erste Mal, das ein Rotor eines Windrades abgebrochen ist. Bereits vor sechs Jahren stürzte in Hessen ein tonnenschweres Oberteil einer 65 Meter hohen Windkraftanlage ab, Betreiber des Windrades war Enercon. Fast exakt vor einem Jahr brach in Sefferweich (Kreis Bitburg-Prüm) der 40 Meter große Rotor eines Windrades. Seitdem steht die Anlage still. Im November kam es in der Nähe von Oldenburg zu einem ähnlichen Unfall. Ein Rotorblatt wirbelte 200 Meter durch die Luft. Zwei Monate zuvor lockerte sich bei einem Windrad in der Nähe von Aachen ein Flügel und zerschmetterte. Teile flogen 100 Meter durch die Luft. Laut einem Gutachten des Tüv Nord können Rotorteile bis zu 600 Meter weit geschleudert werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort