Leere Kassen

Ganz schön mutig, der neue Intendant. Seine ersten Festspiele bestreitet Gerhard Weber ohne Netz und doppelten Boden. Vorgänger Lukas-Kindermann hatte sich immer abgesichert: Ein paar höchst prominente Namen sorgten stets dafür, dass auch weniger populäre Werke ihr Publikum zogen.

Weber verlässt sich allein auf die Zugkraft des Kunstwerks, präsentiert eine Musical-Uraufführung und eine Opern-Rarität ohne die Kollos, Siljas, Milsters, Ustinovs, Schygullas und Bauers, ohne die Orchester aus Luxemburg, Nancy, München oder Budapest. Das auswärtige Publikum wird nicht unbedingt strömen, um mitzuerleben, wie das Trierer Orchester und das Trierer Ensemble den sperrigen "Attila" stemmen - da nützen auch in Fachkreisen hoch angesehene Kräfte wie die Sängerin Anja Kampe und der Regisseur Thorsten Fischer wenig. Und der Ausstieg von Deutschlands Musical-Texter Nr. eins, Heinz Rudolf Kunze, dürfte den bundesweiten Wirkungsgrad des Quo-vadis-Spektakels nicht erhöhen. Aber in jedem Risiko steckt auch eine Chance. Die Festspiele 2005 könnten die Festspiele der Region werden, für ein einheimisches Publikum, dem "Rienzi", "Antigone" oder "Oedipus Rex" vielleicht ein bisschen zu anspruchsvoll waren. Das setzt allerdings voraus, dass die Produktionen so richtig einschlagen und Mundpropaganda hilft, die Ränge im Amphitheater zu füllen. Das ist freilich schon ein anderer Anspruch als der, mit dem die Festspiele einst gegründet wurden. Aber das hat weniger mit mangelnden Ideen als mit mangelndem Geld zu tun. Den leeren Kassen sind wohl auch die bereits annoncierte antike Nacht und die Kinder-Oper zum Opfer gefallen. d.lintz@volksfreund.de

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