Legende mit Trier-Bezug

TRIER. (DiL) Bei den Wahlen im Kongo steht ein Europäer im Mittelpunkt, der in Trier immer noch einen guten Namen hat: Ex-General Philippe Morillon, Ende der 80er-Jahre Chef der französischen Panzerdivision an der Mosel, legendärer Uno-Kommandeur in Bosnien, inzwischen Europaabgeordneter, leitet die EU-Wahlbeobachtungsmission in Kinshasa.

Schon als junger Leutnant war der damals 24-Jährige 1959 nach Trier gekommen. In den bewegten Wendezeiten von 1989 bis 1991 war er Panzerkommandeur in Trier und als ranghöchster Vertreter der Franzosen sehr präsent im öffentlichen Leben der größten französischen Garnisonsstadt außerhalb von Paris. Anlässlich des Falls der Berliner Mauer hielt er, der deutschen Sprache mächtiger als viele seiner Kollegen, eine Ansprache auf dem Hauptmarkt. Nach seinem Weggang aus Trier wurde Morillon Kommandeur der Uno-Truppen in Bosnien, wo er - unter Umgehung diverser militärischer Vorschriften - den eingeschlossenen Ort Srebrenica befreite und der Bevölkerung das Leben rettete. Nachdem sein Einsatz im Bürgerkrieg 1993 beendet war, konnte er das spätere schreckliche Massaker in der kleinen bosnischen Stadt nicht mehr verhindern. 1995 nahm Morillon seinen Abschied und engagierte sich im kirchlichen Bereich - etwa als Organisations-Chef des Weltjugendtreffens in Paris 1997. Aus dem gleichen Jahr datiert auch sein letzter "halb offizieller" Trier-Besuch zur Priesterweihe seines Freundes Gerhard Schwetje, des ehemaligen Regierungspräsidenten. Morillon sprach damals gegenüber dem TV von einer "Pilgerreise" nach Trier. Mit einem Dasein als Pensionär und Ehrenamtler gab sich Morillon (Leserfoto) dann aber doch nicht zufrieden: Für die konservative EVP zog er 2000 ins Europa-Parlament ein, nicht nur als Militär-Experte, sondern später auch als Vorsitzender des Fischerei-Ausschusses. 2004 war er der letzte Zeuge der Anklage im Haager Milosevic-Prozess. Seit Mitte Juni erkundet Morillon als Leiter einer 13-köpfigen Kommission nun die Einsatzbedingungen für die EU-Wahlbeobachter im Pulverfass Kongo. Wenn er grünes Licht gibt, dann sollen bis zu 250 EU-Experten den korrekten Ablauf des Wahlgangs am 30. Juli überwachen. Auch das Europaparlament setzt also auf den "eigenständigen Kopf", wie ein Bekannter, der Trierer Romanistik-Professor Karl-Heinz Bender, den inzwischen 70-Jährigen beschreibt.

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