Lehrer und Manager

Das Berufsbild eines Schulleiters umfasst viele Aufgaben, die nicht mehr zu den klassischen zählen: Moderation, Kommunikation, Konflikt- und Projektmanagement sind einige davon. Bewerber fühlen sich von den hohen Anforderungen abgeschreckt, Stellen bleiben unbesetzt. Es gibt diverse Lösungsansätze für das Problem.

Mainz. Akribisch hat die Landesregierung aufgelistet, an welchen Schulen im Land und seit wann es keine Schulleiter oder keine Stellvertreter gibt. Insgesamt fehlen 180 pädagogische Führungskräfte. Im kommenden Jahr scheiden nach Angaben des Bildungsministeriums weitere 127 Stelleninhaber mit dem Eintritt in den Ruhestand aus. Auch die Region ist kräftig vertreten. Vor allem in ländlichen Gebieten wie Eifel und Hunsrück, aber auch im Hochwald sind etliche Posten verwaist. Teilweise sind Neu-Besetzungen bereits terminiert, häufig heißt es aber auch: "Besetzung offen".

"Die Bezahlung stimmt nicht, die Ressourcen stimmen nicht, und die Entscheidungsspielräume stimmen auch nicht. Schulleitung ist heute keine attraktive Führungsaufgabe mehr und nur noch geeignet für besonders geduldige Kollegen mit höchster Frustrations-Toleranz", heißt es seitens des Lehrerverbandes Bildung und Erziehung (VBE). Mit der besseren Entlohnung im Staatsdienst ist es aber offenbar nicht so einfach. Die Einstufung des Amtes müsse nicht nur in das Besoldungs-Gesamtgefüge passen, sondern auch "Folge-Anpassungen" anderer Lehrer müssten jeweils berücksichtigt werden, entgegnet Michael Ebling, Staatssekretär im Bildungsministerium.

Zusätzliche Stellen für pädagogische Koordinatoren



Die Landesregierung versucht, dem Problem auf andere Weise zu begegnen. Sie setzt darauf, Schulleiter besser bei ihren Management-Aufgaben zu unterstützen und sie zeitlich zu entlasten. Im Rahmen der Schulstruktur-Reform ist geplant, zusätzliche Stellen für "pädagogische Koordinatoren" zu schaffen. Zwei Wochenstunden können Schulleiter außerdem zusätzlich für die Leitungsfunktion anrechnen. Und sie werden umfänglich im Anfang der 90er Jahre eingerichteten Führungskolleg in Boppard auf ihre Aufgaben vorbereitet. Schulungen in Personalentwicklung und -management, Kommunikation, Schul- und Personalrecht, Konfliktmanagement oder die "kollegiale Praxisberatung" werden angeboten. Ab dem kommenden Jahr soll als berufsbegleitende Fortbildung ein Tutorensystem für neu ernannte Schulleiter auch in der Region Trier angeboten werden, nachdem das Pilotprojekt in der Region Koblenz erfolgreich verlaufen ist.

Der Opposition im Mainzer Landtag sind diese Aktionen nicht weitreichend genug. "Die Vorbereitung angehender Schulleiter auf den Job und die Fortbildung müssen intensiviert werden", fordert Nicole Morsblech, stellvertretende Vorsitzende der FDP-Fraktion. Auch die Freistellung vom Unterricht, die "Leitungszeit", müsse erheblich ausgedehnt werden.

CDU-Chef Christian Baldauf hält es für geboten, den Lehrerberuf insgesamt attraktiver zu machen durch eine "angemessene Bezahlung". Lehrkräfte würden seit einiger Zeit verstärkt in benachbarte Bundesländer auswandern, weil sie dort bessere Rahmenbedingungen vorfänden.

Meinung

Auf das Führen beschränken

In der freien Wirtschaft haben Führungskräfte vorwiegend eine Aufgabe: führen. Aus dem operativen Geschäft halten sie sich weitgehend heraus. Im Staatsdienst sieht die Sache anders aus. Vom Leiter einer Schule wird verlangt, dass er unterrichtet. Er soll pädagogische Konzepte schmieden und muss um jede freie Stunde kämpfen, die er fürs Managen benötigt. Immerhin hat das Umdenken begonnen. Das Land unterstützt Schulleiter erheblich besser bei der Erfüllung ihrer Leitungsaufgaben. Auf Dauer wird der Schulbetrieb aber wohl nur reibungslos funktionieren, wenn sich der Chef ausschließlich auf das Führen beschränkt. Damit hat er mehr als genug zu tun. Die Voraussetzungen dafür muss das Land schaffen. f.giarra@volksfreund.de

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