Leidenschaft für Weihnachtsplätzchen

TRIER. (DiL) Besuch beim krebskranken Robert Steinmann in Trier-West. "Die Luft wird dünner", sagt er halb ernst, halb scherzhaft und zeigt auf sein Sauerstoffgerät. Auf dem Tisch stehen Plätzchen.

Jeden Morgen stellt Frau Steinmann einen großen Teller selbst gebackener Plätzchen in den verschiedensten Varianten auf den Esszimmertisch. "Abends hat er ihn immer leer gegessen", erzählt sie nicht ohne Stolz. "Manchmal muss ich ihn bremsen".Das sei wohl "das letzte Mal, dass ich Weihnachtsplätzchen backe", sagt sie irgendwann zwischendurch, "für mich allein lohnt sich das nicht". Aber ihr Mann erinnert sie an die sechs Enkelkinder, die die Back-Künste der Oma auch später noch zu schätzen wüssten.Seit gestern nimmt Robert Steinmann wieder "Chemo-Tabletten", wie er es nennt. Sie können seinen Lungenkrebs nicht mehr eindämmen, sollen aber zumindest verhindern, dass sich der Tumor schnell weiterfrisst. "Bisher geht es", sagt er über die Nebenwirkungen, "hoffentlich bleibt es so".Schmerzen hat er zurzeit nicht. Jahrelang habe er "schrecklich gelitten", berichtet seine Frau. Erst ab einem bestimmten Stadium geben die Ärzte Mittel frei, die den Schmerz radikal eindämmen. Robert Steinmann zeigt das Pflaster auf seinem Bauch, das exakt dosierte Morphine in seinen Körper abgibt. Damit lässt sich der Schmerz kontrollieren, freilich um den Preis häufiger Müdigkeit. "Aber was macht das schon, ich habe ja Zeit genug, um zu schlafen", lacht er.Dass er in seiner Wohnung in der 2. Etage "fast wie Gefängnis" sitzt, weil er die Treppen nicht mehr laufen kann, stört ihn schon. Aber den Vorschlag ihrer Kinder, irgendwo in der Stadt eine Erdgeschoss-Wohnung zu suchen, haben die Steinmanns abgelehnt. Sie wollen nach vierzig Jahren im gleichen Haus nicht mehr umziehen. Robert Steinmann denkt schon weiter: "Das wäre zu viel für meine Frau, wenn ich bald nicht mehr da bin und sie dann auch noch in einer fremden Umgebung wohnen muss."

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