Leitartikel: Warum die EU die Aufnahme syrischer Flüchtlinge regeln muss

Deutschland und die übrigen EU-Staaten müssen sich schnell auf ein Konzept verständigen, das die koordinierte Aufnahme syrischer Flüchtlinge aus humanitären Gründen erlaubt.

Viele Menschen wollen der Todesgefahr im Bürgerkrieg zwischen den Söldnern des umstrittenen Präsidenten Baschar al-Assad und den Rebellen unterschiedlicher Ideologie nur noch entkommen. Bereits im Juli schätzten die Vereinten Nationen die Zahl der Flüchtlinge auf 2,5 Millionen. Seitdem sind vermutlich Tausende weiterer Syrer in ihrer Heimat im Bürgerkrieg getötet worden, darunter Zivilisten, die bei Angriffen von Militärs und Rebellen starben. Kinder, so berichten Menschenrechtsgruppen, wurden als lebende Schutzschilde missbraucht - als Geiseln zwischen die Fronten gezwungen.
Normales Leben ist in Syrien kaum möglich. In Städten und Dörfern gibt es zu wenig zu essen, nicht genug Trinkwasser, häufig fällt der Strom aus. Die zivile Wirtschaft liegt darnieder. Ins benachbarte Ausland wie die Türkei und in den Libanon geflohene syrische Bürger geraten ins Chaos: Auch dort gibt es Gewalt zwischen unterschiedlichen Bevölkerungs- und Religionsgruppen; die Behörden der an Syrien grenzenden Staaten sind überfordert.
Sie zu entlasten, wäre mit einem Flüchtlingsprogramm in der EU möglich. Ein planvolles Vorgehen ist auch deswegen notwendig, weil die Betroffenen menschenwürdig und sicher untergebracht und dafür Unterkünfte und Helfer bereitgestellt werden müssen.
Es reicht nicht aus, Nothilfe zu bezahlen für die Menschen in Syrien selbst, obwohl auch dies sinnvoll ist. Vielen Flüchtlingen, zum Beispiel Verletzten und Traumatisierten, können Mediziner und Psychologen in Deutschland besser helfen als in ihrer Heimat. Und es kann Jahre dauern, bis es in Syrien wieder friedliche Strukturen gibt, die Kindern einen Alltag ohne Krieg und Hunger, dafür aber mit Schulbesuch und Ausbildungsmöglichkeit, gewährleisten. Auch deshalb ist eine Aufnahme von Flüchtlingen geboten.
Zugleich muss die Internationale Gemeinschaft mehr als bisher auf ein Ende des Bürgerkriegs hinwirken. Wie ein syrischer Staat ohne Assad an der Macht aussehen soll, beeinflusst Deutschland ja bereits, indem es demokratische Oppositionelle unterstützt.
Was nicht angeht, wäre die Bevorzugung einer einzigen Flüchtlingsgruppe, wie es Unionspolitiker vorgeschlagen haben. Zwar haben sie zu Recht auf die gefährliche Lage für Christen im mehrheitlich islamischen Syrien hingewiesen. Dennoch ist das Menschenrecht auf Asyl nicht teilbar.

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