Liberale jubeln mit Heino und Guido

Im Foyer der Berliner FDP-Zentrale wird Sekt bereitgestellt, jemand verteilt Wunderkerzen. Dann, Schlag 18 Uhr, frenetischer Jubel. Aus dem Lautsprecher singt Heino: "So ein Tag, so wunderschön wie heute". Und um 18.05 Uhr, so früh wie noch nie, steht Guido Westerwelle auf der Bühne und strahlt und winkt.

Berlin. Die Wunderkerzen werden entzündet. Heino singt noch "Ach wie bald vergehn die schönen Stunden", dann bricht die Musik ab und der Vorsitzende sagt: "Die Mitte hat gewonnen in Hessen." Jubel. Wort halten, Charakter zeigen, das werde von den Wählern belohnt. Jubel. Wortbruch nicht. Jubel. Jeder Satz ein Treffer. Westerwelle macht es kurz diesmal. Sein Resümee: "Das ist ein Auftakt nach Maß für Deutschland". Vor allem, so verstehen es alle, ist es ein fantastischer Auftakt für die FDP im Superwahljahr 2009.

In den Gesprächen hinterher geht es viel darum, wie die Partei mit der neuen Macht im Bundesrat umgehen soll. Generalsekretär Dirk Niebel diktiert den Journalisten die Forderungsliste für das Konjunkturpaket in die Blöcke. Schnellere Steuerentlastungen, verbindlichere Schuldenbremse und Verzicht "auf so einen Quatsch" wie die Abwrackprämie. Aber wie weit wird die FDP gehen? "Wir bleiben auf dem Teppich", sagt Westerwelle. Im Publikum ist auch die Unternehmensberaterin Gertrud Höhler. Sie ahnt schon, sagt sie, "dass das jetzt taktisch ist". Die FDP wolle sich nach der Finanzkrise den Bürgern eben "versöhnlich" zeigen und werde das Konjunkturpaket letztlich passieren lassen. Eigentlich aber findet Höhler das falsch, denn eigentlich erwartet sie von den Liberalen, dass sie die "ganze Staatsblase, die jetzt entsteht", wieder stoppen.

Keine Feier bei den Grünen. Nur ein Presseauftritt von Claudia Roth. Von einem "herausragenden Ergebnis" für die Grünen spricht die Vorsitzende, gar von einem, das "historische Bedeutung" habe. Roth nennt den FDP-Erfolg "paradox", denn eigentlich hätten die Bürger genug von neoliberalen Konzepten. Und sie sagt, es sei bitter, dass Koch weiter regieren könne. Aber die SPD sei es gewesen, die den Machtwechsel "verspielt" habe. Anders als die FDP haben die Grünen bisher selten etwas von Wahlerfolgen gehabt. Nur in Hamburg, wo man mit der CDU regieren muss. Kurz vor sieben gehen die letzten Journalisten. Bei der FDP beginnt da die Party erst richtig.

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