Liebe in Zeiten der Dunkelheit

Was soll man tun, wenn der Computer ausfällt, der Bildschirm dunkel, das Radio stumm bleibt und der Plattenteller sich nicht dreht - wegen Stromausfalls? Hausmusik? Nun ja, das wäre eine Möglichkeit. Aber nicht jeder hat eine Harfe oder Kesselpauken im Wohnzimmer stehen. Bleibt neben dem Kreativen noch das Kreatürliche. Kann ja manchmal auch ganz lustig sein. Zweimal haben es die Amis vorgemacht: Neun Monate nach den New Yorker Stromausfällen im November 1965 und im Juli 1977 hatten Hebammen und Gynäkologen zwischen Hudson und East River alle Hände voll zu tun. (Obwohl Statistiker, diese schlitzohrigen Tatsachenzurechtfummler, gerade verlauten ließen, das habe gar nichts mit dem Kurzschluss zu tun. Nebbich! Die Zahlenjongleure haben sich die Welt immer schon nach ihrem Willen und ihrer Vorstellung zurechtgebastelt.) Wir jedenfalls sind jetzt schon gespannt, ob im Mai 2004 in den Kreißsälen an der US-Ostküste und in Kanada Hochbetrieb herrscht und lauter kleine Kurzschluss-Kinder die Bevölkerungszahl nach oben schießen lassen. Zurück nach Deutschland: Wäre hier nicht auch mal ein bundesweiter Blackout angebracht, um den alarmierenden Einwohnerschwund zu stoppen, die Bevölkerungspyramide wieder zu einer wirklichen Pyramide zu machen und das Rentenproblem - hallo, Herr Eichel, hören Sie mal zu! - endlich in den Griff zu kriegen? Muss man ja nicht an die große Glocke hängen, wenn BuKa Schröder selber den Strom abschaltet (freut sich Doris sicher ebenfalls - so viel Abwechslung gibt‘s in Hannover schließlich auch nicht). Allerdings steht dann bei einem Regierungswechsel zu befürchten, dass die CDU gar kein Licht mehr anmacht und wir in permanenter Dunkelheit gelassen werden. Was genau genommen ja auch die jetzige Regierung tut. Trotzdem erzeugt es in uns Bundesbürgern keine erotischen Gefühle. Lassen wir also das Licht lieber brennen. Wäre ja nicht das erste Mal, dass man Kurzschluss-Handlungen hinterher bereut. r.nolden@volksfreund.de

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