Lieber Herr Bundeskanzler…

…die besten Wünsche zu Ihrem 60. Geburtstag verbinden wir mit der Hoffnung, dass Sie gesund bleiben (heute ist Weltgesundheitstag!), und weiterhin Ihre Kraft dem deutschen Volke widmen, seinen Nutzen mehren und Schaden von ihm wenden mögen.

Es wäre schön, wenn dies etwas besser geschehen könnte als bisher. Schaut man sich nämlich die neuen Arbeitslosenzahlen an, die pünktlich zu Ihrem Wiegenfest veröffentlicht wurden, oder den Bundeshaushalt, der rot ist wie die SPD, oder den Aufbau Ost, der einfach nicht in Gang kommt, dann könnte man durchaus zu der Auffassung gelangen, dass Ihr Wirken bislang nicht in dem Maße erfolgreich war, wir wir uns das alle gewünscht hätten (und Sie sich wohl auch). Okay, Sie haben mit Ihrem grünen Partner einiges auf den Weg gebracht: Der Steuersatz sank von 53 auf 42 Prozent (ab 2005) und von 25,9 auf 15 Prozent im Eingangsbereich. Der Einstieg in die ökologische Modernisierung wurde geschafft, sogar mit Atomausstieg. Das Staatsbürgerschaftsrecht wurde erneuert, die Hartz-Konzepte umgesetzt (klappt leider nur bei den Mini-Jobs), die Gesundheitsreform beschlossen, die "Agenda” auf den Weg gebracht. Und Sie haben -- dafür sind wir Ihnen alle dankbar - dem Kriegsherrn Bush die Stirn geboten, und außerdem das große Hochwasser recht ordentlich gemanagt. Doch ob das reicht, im Jahr 2006 wieder gewählt zu werden? Sorry, aber da haben wir große Bedenken. Vielleicht sollten Sie mal energisch Konsequenzen ziehen, und nicht wie so viele Ihrer Kollegen Wasser predigen und Wein trinken, sondern kernig in die Hände spucken und beim Streichen oben anfangen (machen die Maler auch). Nennen Sie das Kind doch beim Namen, wenn Sie "Moral und Anstand” in den Chefetagen vermissen (Ackermann! Welteke!). Sorgen Sie für eine neue Kultur des Vorbilds, erklären Sie den Leuten, warum Geiz nicht geil ist, machen Sie der Jugend Mut! Und hören Sie auf, die Generation der Opas und Omas, die das Land aufgebaut haben, weiter zu verdrießen. Noch eine letzte Bitte: Verschonen Sie die Bürger künftig mit Sprüchen der Marke "Unsere Politik ist alternativlos”. Außer dem Tod ist überhaupt nichts alternativlos. Vielleicht beherzigen Sie das auch hinsichtlich Ihres Kabinetts, indem Sie es alsbald mit frischen Kräften (Kaliber wie Porsche-Chef Wiedeking, EU-Kommissar Verheugen, Präsidentschaftskandidatin Schwan, Gewerkschafter Schmoldt) bestücken. Dann bestünde zumindest eine kleine Chance, dass Ihre Nachfolgerin Angela Merkel noch eine Weile auf den Einzug ins Kanzleramt warten muss. nachrichten.red@volksfreund.de

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