Locker, flockig und doch ernsthaft

Politprofi zum Anfassen: Sigmar Gabriel erzählt beim Gespräch mit Jugendlichen in Wittlich Anekdoten aus seiner Jugend, macht Scherze und beantwortet Fragen.

Wittlich. (mai) Ein Blitzlichtgewitter und eine große Traube von Parteifreunden und anderen Neugierigen empfängt Sigmar Gabriel, als er das Wittlicher Haus der Jugend betritt. Dabei soll es dort um Jugendliche gehen. Doch die 25 jungen Menschen, mit denen der Bundesvorsitzende der SPD reden will, müssen sich zunächst gedulden. Erst stellen zwei Journalisten Fragen, dann folgen Begrüßungsreden.

Der Politprofi knüpft danach nahtlos an das Thema Jugendraum an. Auch er habe, als er jung war, einen solchen Raum gewollt. "Aber die Politik hat uns den nicht gegeben, auch die Sozis nicht. Da haben wir das Rathaus besetzt." Die Sozis seien dann die Einzigen gewesen, die mit ihnen diskutiert hätten. Ein Grund für seinen späteren Beitritt.

Ab da schaltet Gabriel um. Er stellt Fragen an die Jugendlichen, die beim Haus der Jugend, beim Wittlicher Jugendparlament oder bei Schülervertretungen mitarbeiten. Was ist ein Jugendparlament? Welches sind die Themen der Schülervertretung? Was halten sie von Politik? Er hört den mehr oder minder fundierten Stellungnahmen zu, hakt nach und flicht eigene Positionen und Scherze ein. So ist er dafür, dass sich nicht schon Zehnjährige für eine Schulform entscheiden müssen. Gabriel: "Ich hatte nach der fünften Klasse eine Empfehlung für die Sonderschule. CDUler sagen: Das haben wir immer geahnt." Die Jugendlichen lachen.

Doch sie äußern sich auch kritisch: Politik sei oft nicht transparent, Parteiprogramme seien nie in allen Punkten überzeugend. Gabriel warnt vor Parteien, die auf komplizierte Fragen einfache Antworten anbieten und nennt die NPD. Er gibt zu, dass er als Parteichef nicht mit allem in der SPD einverstanden ist.

Zum Abschluss gibt es Applaus - und geteilte Meinungen. Während Tobias Müllers vom Jugendparlament euphorisch das Interesse des Politikers an den Jugendlichen in Wittlich lobt, war es dem 16-jährigen Andreas Guzy zu viel Wahlkampf. Extra In der Europäischen Rechtsakademie in Trier traf Sigmar Gabriel mit rund 70 Vertretern der Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen (AfA) in der SPD zusammen. Er sicherte der AfA Unterstützung beim Kampf um einen Mindestlohn zu. Gerechtigkeit am Arbeitsmarkt sei ein zentrales Thema der SPD. In der Krise habe die Allianz von Arbeitnehmern und Arbeitgebern Deutschland vor Schaden bewahrt. (mai)

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