Lücke geschlossen

TRIER. (DiL) Das zeitliche Zusammentreffen mag Zufall sein, aber pünktlich zur Preisverleihung erscheint ein neues Buch über den Trierer Ehrenbürger Oswald von Nell-Breuning.

"Er war immer Opposition, aber er verstand das als gottgewollt." Eberhard Grein hat ein Buch über den "Jahrhundertdenker" und "kritischen Wegbegleiter der sozialen Marktwirtschaft" herausgebracht, das eine Lücke schließt - gibt es doch kaum mehr Original-Literatur von Nell-Breuning und noch viel weniger Literatur über diese wichtige Figur der Zeitgeschichte im Deutschland des 20. Jahrhunderts. Was Grein vorgelegt hat, ist nicht die große, tief schürfende Biografie, soll es wohl auch nicht sein. Aber es ist ein dankenswerter Einblick in die Persönlichkeit und das Leben Nell-Breunings - und ein Aufriss seiner politischen, philosophischen und theologischen Denkweise. Der Autor beginnt seine Beschreibungen im Trierer Stadtarchiv, wo er der Familiengeschichte nachspürt. Die Kindheit, die Nazi-Zeit, die spätere Rolle als Ratgeber und Mahner: In kurzen, gut lesbaren Kapiteln lässt der Autor diese Revue passieren. Die Analyse der Persönlichkeit fällt bisweilen eine Spur zu anekdotisch aus, lässt aber stets Respekt vor dem Objekt seiner Darstellung erkennen. Hilfreich sind viele Einschätzungen, auch aus der Sekundärliteratur, die mancherlei Erkenntnisse über Nell-Breuning ermöglichen. Angehängt ist eine beeindruckende Zitat-Sammlung, die vor allem dem jüngeren, nicht mehr in der Nachkriegszeit heimischen Leser vor Augen führt, welche Bedeutung Nell-Breuning von seinen Zeitgenossen beigemessen wurde, und wie gewichtig seine Rolle als überparteilicher Ratgeber bis zu seinem Tod 1991 war. Eine kleine Foto-Galerie mit Bilddokumenten rundet das Buch ab. "Ich war immer Opposition", erschienen im EOS-Verlag St. Ottilien, 12,80 Euro.

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