Luftrettung: Knapp vorbei an Katastrophe

SAARBURG. (sw) Bei den Ermittlungen gegen den Leiter der Saarburger Rettungswache werden immer mehr dramatische Einzelheiten bekannt: Der luxemburgische Rettungshubschrauber wäre bei einem Einsatz fast abgestürzt, so das Mainzer Innenministerium. Der Grund: Der Funkverkehr wurde manipuliert.

Acht Wochen, nachdem der TV die mutmaßliche Sabotage von Rettungsflügen im Kreis Trier-Saarburg aufgedeckt hat, veröffentlicht das rheinland-pfälzische Innenministerium erstmals Fakten. Demnach kam der luxemburgische Rettungshubschrauber bei allen manipulierten Einsätzen drei bis sechs Minuten zu spät. Dabei ging es um schwere Verkehrsunfälle mit eingeklemmten Menschen, Wiederbelebungen, Schlaganfälle und Herzinfarkte. Ob jemand wegen der Verzögerungen gestorben ist, sei noch nicht abschließend geklärt, heißt es. Insgesamt ist bislang erst die Hälfte der vermutlich 60 Fälle ausgewertet.Zwei Mal kam es laut Ministerium wegen der massiven Funkstörungen zu schwer wiegenden Luftzwischenfällen. Einmal hätte der Rettungshubschrauber der "Luxembourg Air Rescue" sogar beinahe den Boden berührt. Ein anderes Mal habe es "Abstimmungsprobleme mit dem Tower" gegeben. Der Pilot sei jeweils durch das laute Störgeräusch über Funk kurzzeitig abgelenkt gewesen. Warnmeldungen vor Hochspannungsleitungen oder Kindern auf dem vorgesehenen Landeplatz hätten die Besatzung nicht erreicht, heißt es in einem Zwischenbericht des Ministeriums.

Der vorläufig vom Dienst suspendierte Leiter der Saarburger Rettungswache, ein 46-jähriger Mann, wird verdächtigt, über Monate hinweg mit einem analogen Funkgerät den Rettungsdienstfunk in der Region lahm gelegt zu haben (der TV berichtete mehrfach). Betroffen war in allen Fällen der luxemburgische Rettungshubschrauber, mit dem der Rettungsdienst in Saarburg kooperiert. Mitte Juni war von einem Messwagen der Bundesnetzagentur die Saarburger Rettungswache als Ausgangspunkt der Störungen ausgemacht worden. Seitdem arbeiten die Kreisverwaltung Trier-Saarburg als zuständige Behörde und das Innenministerium an der Auswertung aller Einsatzdaten.

Über das Motiv des Tatverdächtigen herrscht indes weiter Rätselraten. "Die Ermittlungen dauern an", sagte der Leitende Trierer Oberstaatsanwalt Horst Roos gestern auf TV-Anfrage.

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